Archiv für die Kategorie 'Integration'

Interkulturelle Gärten – Wurzeln in der Fremde.

Sonntag, 20. Mai 2007

postkarte-gebote.jpg  Deutschland hat ein neues Zuwanderungsgesetz. Und immer wieder die entscheidende Frage: Wie kann Integration gelingen?

Seit Anfang 2003 gibt es in München die Stiftung Interkultur. Die Siftung hat sich zum Ziel gesetzt, zu einem Verständnis von Integration beizutragen, indem sie bundesweit Interkulturelle Gärten fördert, vernetzt und ihre Wirkung erforscht. In diesen interkulturellen Gärten bauen Flüchtlinge und Migranten mit Deutschen zusammen Obst, Gemüse und Kräuter an. So werden Eigeninitiative und Selbstorganisation ermöglicht.

Und – wen wird es überraschen – es gibt bei dieser gemeinsamen Arbeit noch viel mehr zu ernten: Kommunikation, Kooperation und neue Perspektiven entstehen oft ganz so nebenbei. Die Zusammenarbeit von Menschen aus verschiedenen Kulturkreisen fördert Kompetenz und Akzeptanz. Man erfahrt durch gemeinsames tun viel über unterschiedlichen Sitten und Gebräuche. Das verbindet im Alltag. Die so gelebte Vielfalt fördert außerdem die Neugier, die Bereitschaft sich auf Neues wirklich einzulassen. Ein wertvoller Beitrag zur Integration – und gelebte Gastfreundschaft in unserem Land. Aus vielen Befragungen der letzten Jahre war die Erkenntnis entstanden: was vielen hier in Deutschland fremden Menschen am meisten fehlte: ein Stück Erde, indem sie mit eigenen Händen ein Teil ihrer Nahrungs-Identität erarbeiten konnten. Toll.

Mittlerweile gibt es über 20 Interkulturelle Gärten in Deutschland. Viele weitere sind im Aufbau. Diese Form der gemeinsamen Gartengestaltung ist ein wesentlicher Baustein der modernen Migrationsgesellschaft.

Migration und Traumaforschung

Mittwoch, 16. Mai 2007

Heimatverlust und Neuorientierung in der Fremde sind Erfahrungen, die Millionen von Menschen täglich überall in der Welt erleben. In den seltensten Fällen geschied dies freiwillig. Oft sind die Hintergründe wirtschaftliche Not oder politische und religiöse Verfolgung. Das Erleben trägt dann oft traumatische Züge, die eine Anpassung oder „Integration“ als schwierig bis unmöglich klassifizieren.

Begriffe wie „Migration“ oder „Mobilität“ verschleiern durch ihre Aufwertung zu „Notwendigkeiten“ des modernen Lebens den gewaltsamen Verlust von Heimat. Erst durch die Möglichkeit der Aufarbeitung des Traumas ( zum Beispiel durch Schreibübungen, fiktionalen Texten und Gespräche ), werden die vielschichtigen Aspekte der jeweiligen Biografie in ihrem Ausmaß deutlich. Wie das Gedächtnis unter extremen Leidensdruck funktiniert, was die erlebten Beastungen für Körper und Seele für Konsequenzen haben und was genau traumatisierte Menschen brauchen, um langsam zu heilen und einen Weg in die „Normalität“ zurückzufinden, das versucht die Wissenschaft der Traumaforschung zu ergründen.

60 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs fängt die Generation der sogenannten Kriegskinder – die Jahrgänge 30-40 – an, über ihre Erlebnisse zu sprechen. Traumata aufzuarbeiten, danach drängt manche Seele wohl noch vor Ende des Lebens.

Manche Menschen brauchen dafür eben sehr viel Zeit. Aber es ist nie zu spät.

Islamkonferenz in Berlin

Freitag, 04. Mai 2007

dscn1499.JPG   Unterschiedliche Meinungen sind die Würze einer demokratischen Gesellschaft. Aber die Unterschiede als Bereicherung für das eigene Leben zu begreifen, dass wäre ein höheres Ziel. Schaut man sich die „Ergebnisse“ der Islamkonferenz vom 03. Mai 2007 in Berlin hat, gibt es eigentlich mehr Trennendes als Verbindendes. Der Weg zum gegenseitigen Verständnis ist sehr lang. Der größte Knackpunkt scheint die Formulierung zu sein, dass sich alle Muslime auf die „deutsche Werteordnung“ verpflichten sollen.

Ist es denkbar, dass die Generation von Muslimen, die seit über 30 Jahren in Deutschland leben, nicht wissen sollen, was deutsche Werte sind? ( Es wäre natürlich in diesem Zusammenhang sehr interessant einige Deutsche zu fragen, ob sie wissen, was deutsche Werte sind – und vor allem – wie sie entstehen! )

Ayyub Axel Köhler ist Vorsitzender des Zentralrats der Muslime und möchte gerne ein Ende der ziellosen Debatte. Manche interne Stimmen hatten den Eindruck, es handele sich um ein „endloses Palaver auf Volkshochschulniveau.“ Und natürlich geht es um die Frage der Kompetenzen: Wer darf eigentlich wen vertreten? 

Der Mediator weiß: Auch bei Streit, wenn die Fetzen richtig fliegen, kann am Ende etwas sehr gutes dabei rauskommen. Die GastfreunD-Initiative arbeitet in der Zwischenzeit an ihrer Vision von Integration und gutem Miteinander.

In der Welt zu Gast gewesen?

Donnerstag, 03. Mai 2007
E I N L A D U N G  Z U M  S T O R Y T E L L I N G  

Waren Sie in der Welt zu Gast – oder war die Welt bei Ihnen zu Besuch?

Wir suchen Geschichten zur Gastfreundschaft aus allen Ländern und Kontinenten, in Deutschland oder woanders erlebt. Was waren Ihre bewegendsten Momente, Ihre schönsten Begegnungen, Ihre erschütternsten Erfahrungen, was hat Sie beschämt, was bereichert, in welchen Situationen haben Sie am meisten gelernt oder konnten andere an Ihren Erfahrungen teilhaben lassen.

Teilen Sie Ihre Erlebnisse mit uns, mit anderen.

Die von uns ausgewählten Geschichten werden wir hier in der Kategorie “Geschichten” veröffentlichen, Ihre Zusendung deuten wir als Einverständnis.

Wenn Ihre Geschichte veröffentlicht wird, bekommen Sie von uns als Dank ein “GastfreunD-Shirt” in rot, schwarz oder sonnengelb.

Denken Sie beim Schreiben besonders an unsere “Gebote der Gastfreundschaft”. Vielleicht durchzieht ja ein Gebot wie ein roter Faden Ihre Story.

Wir sind gespannt!

Sich selbst so wundersam fremd…

Mittwoch, 02. Mai 2007

dscn0581.JPG   Die Straße zur Solidarität aller Menschen beginnt vor der eigenen Tür. Lieben lernen wir zum Beispiel dadurch, indem wir den einen, die Familie oder spezielle Menschen lieben. Um diese Fähigkeit zu erlangen, gibt es keinen Abkürzungsweg. Und auf diesem Weg ist nichts, absolut nicht selbstverständlich. Jeder der irgendwann in seinem Leben einmal vor dem „Scherbenhaufen“ seiner Beziehung stand, weiß es dann genau….Ach, hätt ich mir doch mehr Zeit genommen… 

Das schwierigste Thema aber ist und bleibt der Umgang mit dem „Fremden“, also mit dem, der nicht so ist wie wir. ( In der Bibel wird der Fremde entweder der „ansässige Fremde“, der nicht unsere Religion teilt, oder der zu unserer Religion Bekehrte, der nicht biologisch von den eigenen Vorfahren abstammt, genannt.)

Die entscheidende Stelle, die Sie alle kennen, heißt: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst“. An weiteren 36 Stellen bekommt man beim Lesen den Rat „den Fremden zu lieben“. Alle, die sich erinnern wie das ist, wie es sich anfühlt, wenn man in der Fremde ist, behalten solche Erfahrungen für immer im Gedächtnis. Sie wissen von inner her, wie es sich anfühlt ein Fremder zu sein. Denn man handelt nicht mitfühlend allein aus Vernunft. In Stresssituationen zeigt sich oft immer wieder die wahre Natur, die – wenn ohne eigene Fremdheits-Erfahrungen – eher ablehnend als zuneigend reagiert.

Nur Menschen, die die Einsamkeit, ein Fremder zu sein, am eigenen Leib erfahren haben, empfinden es als normal, sich mit Fremden zu identifizieren. Viele von uns reisen durch die Welt – da gibt es unzählige Situationen, in denen man sich wundersam fremd vorkommt. Wie glücklich sind wir doch, wenn uns sich dann hilfreiche gastfreundliche Hände und Herzen entgegenstrecken.

Die Weisen des Testaments sagten: Einen Fremden aufzunehmen, sei sogar größer als die göttliche Gegenwart zu empfangen, weil der andere Mensch eine Spur des Göttlichen in sich trägt. 

Evangelischer Kirchentag in Köln

Dienstag, 10. April 2007

Der 31. Deutsche Evangelische Kirchentag in Köln vom 06. – 10. Juni naht. Tausende werden in der Region erwartet. Das ist doch wiedermal eine wunderbare Gelegenheit Gastfreundschaft zu leben und durch Großzügigkeit zu zeigen. Laden Sie die Menschen ein, zeigen Sie die Stärken der Region – und Ihre eigenen – tragen Sie mit Engagement, Herz und Offenheit dazu bei, dass alles gut verläuft.

Zeigen Sie auch äußerlich Ihre Gastfreundlichkeit auf der Haut…durch das Tragen unseres wunderbar natürlichen Gastfreund-Shirts. Oder machen Sie damit Ihren Gästen ein Geschenk. Schauen Sie doch mal in unseren Shop – bestimmt bekommen Sie noch eins.

Make Poverty History

Montag, 26. März 2007

Zur Erinnerung: Bald nähert sich wieder das G 8 Treffen der führenden Industrie-Nationen. Vom 06. – 08. Juni 2007 findet es in Heiligendamm statt. Auch die gewaltigen afrikanischen Probleme stehen wieder auf der Agenda.

Die Gastfreund-Initiative möchte bei dieser Gelegenheit an die Millenniumsziele des Jahres 2000 erinnern, die von 189 Staaten in Selbstverpflichtung unterschrieben wurde.

Kurz gefasst besagen sie: jeder Mensch der Erde hat ein Recht auf Entwicklung! 

Hier die Ziele im einzelnen:

Ziel 1: Extreme Armut und Hunger beseitigen

Ziel 2: Grundschulbildung für alle Kinder sicherstellen

Ziel 3: Förderung der Geschlechtergerechtigkeit

Ziel 4: Die Kindersterblichkeit um zwei Drittel senken

Ziel 5: Die Müttersterblichleit um 75% senken

Ziel 6: HIV / Aids, Malaria und andere Krankheiten bekämpfen

Ziel 7: Sicherung der ökologischen Nachhaltigkeit

Ziel 8: Aufbau einer globalen Entwicklungspartnerschaft, welche die Diskriminierung in  Handels- und Finanzsystemen überwindet und die Entschuldung fördert.

In erster Linie heißt das immer: professionelle Hilfe zur Selbsthilfe leisten. Wenn Sie darüber nachdenken, was und wie Sie diese Ziele im Alltag unterstützen können, denken Sie an die Gebote der Gastfreundschaft. Denken wir global: Sorgen wir für die Sicherheit der Gäste von Mutter Erde. Alle. Jetzt.

Integration als Teilhabe an der Macht

Dienstag, 20. Februar 2007

„Integration ist sinnlos ohne Teilhabe an der Macht. Wenn ich von Integration spreche, dann meine ich keine romantische Mischung der Rassen, sondern eine wirkliche Aufteilung von Macht und Verantwortung.“

Wer hat das gesagt?…Richtig. Martin Luther King jr. in den sechziger Jahren. Wie aktuell das heute klingt. Der Weg dahin geht über den Willen zum Einmischen, Mitmachen und den Willen zur Teilhabe. Brigand Bingül sagt dazu in Richtung Deutschtürken: „Raus aus den Teestuben und den Integrationsräten, ran an die Schulen. Schafft als Gemeinschaft ein neues Selbstbewusstsein, das nicht nur national oder religiös begründet ist, sondern aus der eigenen Leistung heraus Würde bezieht.“ Nur das Bestreben, das Beste aus sich und seinem Leben zu machen, bringt mehr Selbstachtung.

Das größte Hindernis für die Solidarität der Deutschtürken ist die Zersplitterung in zahlreiche Gruppierungen wie: leben in der Stadt oder leben auf dem Land, in Kurden, Armenier und Aramäer, in Sozialdemokraten oder Nationalisten, Kulturmuslime, fromme Muslime oder konservative Muslime, Aleviten und Atheisten, in Arbeiter-Türken, Akademiker-Türken und Business-Türken. Es gibt in Deutschland viele deutschtürkische Communitys mit sehr unterschiedlichen Interessen. Sie produzieren zum Teil widersprüchliche Forderungen. Konflikte sind vorprogrammiert. Das gilt auch für andere ausländische Minderheiten in Deutschland.

Die „ich bin Gastfreund-Initiative“ ist auch der Ansicht, dass ein „Aktionsbündnis Integration„, eine Vereinigung und Bündelung der Kräfte mit klarem zielgerichtetem Vorgehen, für alle Beteiligten im Spannungsfeld Integration viele Vorteile bringen würde. Qualifizierte Deutschtürken sollten mehr Positionen in Parteien, Politik und Wirtschaft einnehmen, um die Interessen ihrer Mitbürger besser vertreten zu können. Das bringt auch die Gleichberechtigung von Frauen und Männern voran. Die Frauen werden es begrüssen.

Bildung, Arbeit und Bewusstsein sind die Schlüsselbegriffe für einen erfolgreichen Weg der Integration. Die praktizierte Gastfreundschaft aber, zwischen Deutschen und Türken, öffnet die Türen und die Herzen. Gegenseitige Wertschätzung macht vieles leichter. Gelingende Integration sowieso.

Gesundheit für Menschen ohne Aufenthaltsrecht

Freitag, 09. Februar 2007

dscn0308.JPG  Das Deutsche Institut für Menschenrechte betreibt eine Arbeitsgruppe, die sich mit dem „Leben in der Illegalität“ befasst. Das Ziel der Arbeitsgruppe ist die Sicherstellung von elementarer Gesundheitsversorgung von „Menschen ohne Papiere“. Jede Person soll, unabhängig von ihrem Aufenthaltsstatus, einen sicheren Zugang zur Behandlung im Krankheitsfall haben. Eine Analyse der gegenwärtigen Praxis ergab, dass dies in Deutschland noch lange nicht flächendeckend der Fall ist.

Nach dem Asylbewerberleistungsgesetz haben Ausländerinnen und Ausländer Anspruch auf medizinische Basisversorgung. Doch die Melde- und Datenabgleichpflichten öffentlicher Stellen führen in der Praxis dazu, dass illegal in Deutschland lebende Menschen aus Furcht vor Abschiebung Leistungen nicht in Anspruch nehmen. Erfahrungen behandelnder Ärzte zufolge, kommen sie oft viel zu spät.

Dadurch wird das Risiko – zb bei ansteckenden Krankheiten – für die öffentliche Gesundheit erhöht. Die Behandlungskosten steigen durch diese Verschleppung ebenfalls. Anlaufstellen in Großstädten, wie die Malteser Migranten Medizin, sind nicht ausreichend und chronisch unterfinanziert.

Welche Lösungsvorschläge werden diskutiert: die Vermittlung anonymer Krankenscheine auf kommunaler Ebene durch lokal leicht zugängliche Stellen – die Schaffung eines Fonds auf Bundesebene zum Ausgleich unbezahlter Rechnungen ( Anm.: Entnommen aus einem Arbeitspapier der Bundesarbeitsgruppe Gesundheit/Illegalität 2007 ) Die Lösungen sollten auf einem Rechtsanspruch aufbauen. Die Fonds könnten nach niederländischem Vorbild in Form einer Stiftung des bürgerlichen Rechts eingerichtet werden. Stiftungszweck wäre der Ausgleich bundesweit offener Rechnungen nach geltendem Antragsverfahren.

Zustiftungen durch Erblasser, die diese menschlich wertvolle und notwendige Arbeit unterstützen wollen, sind ja nicht ausgeschlossen. Das wäre eine Möglichkeit, Gastfreundschaft auf indirekte, aber sehr wirkungsvolle Weise auszuüben. ( Sehen Sie hierzu unseren Beitrag: Weltmeister im Erben )

Formular I C 228 essen Seele auf

Mittwoch, 07. Februar 2007

dsc00482.JPG   Ja wovon ist denn da die Rede?…Formular I C 228 ist ein grauer Fragebogen. Darin sollen Einbürgerungswillige in Berlin unterschreiben, dass staatliche Stellen Auskünfte über die persönlichen Verhältnisse der Antragsteller einholen dürfen. Hört sich nach einem alltäglichen normalen Verwaltungsvorgang an.

Der letzte Absatz des Formulars sensibilisiert unsere Aufmerksamkeit. Da steht: „Ich erteile ferner ausdrücklich meine Einwilligung zur Verarbeitung personenbezogener Daten besonderer Kategorien, hier zur rassischen und ethnischen Herkunft.“ Hallo?

Diese Formulierungskunst soll seit Jahren bürokratische Realität in der Bundeshauptstadt sein. Komisch, dass bisher alle, die damit arbeiten müssen oder sollen, das in Ordnung finden. Der grüne Abgeordnete Özcan Mutlu findet das aber gar nicht in Ordnung. Er fragt, seit wann denn „die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Rasse ein relevantes Kriterium bei der Einbürgerung sei?“ Und auf was für wissenschaftlichen Erkenntnissen und Theorien die Einteilung in Rassen denn basiere…und was der Berliner Senat denn darunter versteht. Wir wollen das auch wissen.

Eine deutsche Behörde, die 62 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs solche Formulierungen in Formulare druckt…wie wäre es denn mal mit einer Fortbildung? Etwas harmloseres fällt mir leider dazu nicht ein. Formulare aufessen lassen wäre natürlich eine Alternative. Vor laufenden Kameras und den Augen der Welt selbstverständlich.