Archiv für die Kategorie 'Integration'

Zwischen Goldenem Horn und Gelsenkirchen

Mittwoch, 07. Februar 2007

dscn1063.JPG  Das Goldene Horn liegt am Bosporus. Wenn die Sonne in Istanbul untergeht hat man einen phantastischen Blick. Deutschland ist der wichtigste Außenhandelspartner der Türkei. Für viele Deutsch-türken, die in Deutschland geboren sind, deutsche Staatsbürger also, ist das Land ihrer Eltern und Großeltern seit einiger Zeit bereits als Arbeitsort sehr attraktiv. Sie sind frustriert, wie die Arbeitsuche in ihrem Geburtsland – hier in Germany – für sie läuft. Da Arbeitsnomaden dieser Art sich nicht an oder abmelden müssen, lebt der Grenzverkehr richtig auf.

Vom den 3,6 Millionen Türken, die laut Statistischem Bundesamt seit 1960 nach Deutschland einwanderten, sind 1,5 Millionen zurückgegangen. Besonders gut qualifizierte junge Leute mit türkischem Migrationshintergrund zieht es im Moment in ihre „Heimat“ zurück. Der Arbeitsmarkt ist für junge Deutsche bereits knapp – für junge Deutschtürken – ihren Erfahrungen nach – noch enger. Die Türkei hingegen hat sechs Prozent Wirtschaftswachstum!( Aber auch – offiziell laut Statistik – 10% Arbeitslosenquote )

Das Institut Isoplan in Saarbrücken berät seit langer Zeit Migranten über die Arbeitsmarktsituation in den jeweiligen Zielländern. Die türkischen Arbeitgeber schätzen Bewerber aus Deutschland wegen deutscher Tugenden wie Disziplin, Gründlichkeit und Verantwortungsbewusstsein. Mehrsprachigkeit und interkulturelle Kompetenz punktet ebenfalls.

Der „Preis“ den sie zahlen: Tausch eines angeblich sichern Sozialsystems gegen eine Konkurrenzgesellschaft. Ade Sicherheit. Außerdem fehlten die Netzwerke, die in Deutschland mit die Grundlage für die Karriere bilden. Deutsche Vorstellungen an türkische Verhältnisse anzupassen, fällt vielen auch sehr schwer. Aber die langen Sommerabende und der mediterrane Lebensstil tröstet über vieles hinweg. Istanbul ist eine Metropole am Meer, dreimal so groß wie Berlin. Die neuintegrierten „Almancilar“ oder „Deutschländer“, wie die Türken ihre deutschstämmigen Landsleute nennen, sprechen nach Feierabend an ihren „Stammtischen“ vom entspannteren Arbeitsverständnis und angenehmeren Lebensgefühl in der Türkei.

Für uns bleibt da nur zu sagen: Gastfreundschaft beginnt im Kopf und ist sie nicht im Kopf, dann ist sie nirgendwo. Andrè Heller sei dank.

GastfreunDe gesucht!

Donnerstag, 18. Januar 2007

Offene Türen?Gastfreundschaft ist oft leicht, weil die Gäste ja ziemlich schnell wieder gehen – oder? Hier geht es in eigener Sache um ein längerfristiges Experiment:

Wir selbst, die Initiatoren des GastfreunD-Projekts, suchen GastfreunDe, die freien Wohnraum gegen spannende Gesellschaft, tatkräftige Mitgestaltung des Gemeinschaftslebens und Nebenkostenbeteiligung tauschen möchten.

Wir wissen, wie gut das geht: Die pensionierte norddeutsche Ärztin, die uns die obere Etage ihres nach der Familienphase von ihr allein bewohnten Hauses zur Verfügung gestellt hat (für drei Monate war das geplant – dann wurden drei Jahre daraus!), beherbergt uns noch heute gerne als Kurzzeitgäste und hat auch über ein Jahr nach unserem Weggang aus dem Norden keine passende Nachfolge gefunden.

Konkret: Wir suchen 2-3 Zimmer mit der üblichen Infrastruktur und einen Stellplatz für unseren Projektwohnwagen ab März zwischen Wiesbaden und Düsseldorf, Schwerpunkt Bonner Raum. Grundlage einer beidseitig ersprießlichen Vereinbarung sollten unsere Gebote der Gastfreundschaft sein.

Wir sind gespannt! E-mail: info@ich-bin-gastfreund.de

Europa der GastfreunDe

Donnerstag, 11. Januar 2007

Für die nächsten sechs Monate hat Deutschland den Vorsitz der EU Ratskommision. In gewisser Weise sind wir also Gastgeber. Europa soll vorangebracht werden.

Auf der Seite der Bundeskanzlerin steht dazu wörtlich:

„Was bringt das den Menschen?


Die europäische Integration ist eine fortlaufender Prozess. Jede Präsidentschaft arbeitet ein Stück mit an ihrer Gestaltung. Die Bundesregierung will während ihrer Präsidentschaft verstärkt die Vorteile der EU für die Menschen in Deutschland und in den anderen Ländern herausstellen.
 
Für viele Menschen in Deutschland ist Frieden heute eine Selbstverständlichkeit. Das ist die größte Errungenschaft der Europäischen Union. Die EU ist verantwortlich für die längste Phase friedlichen Zusammenlebens zwischen den Mitgliedstaaten in der Geschichte. Und sie ist verantwortlich für wirtschaftlichen Wohlstand. Alleine seit 1993 sind über 2,5 Millionen Arbeitsplätze durch den gemeinsamen Binnenmarkt in Europa entstanden.
 
Deutschland will verdeutlichen, dass es zu einer weiteren Vertiefung der europäischen Zusammenarbeit angesichts der weltweiten Herausforderungen keine Alternative gibt. Nur gemeinsam können Frieden und Wohlstand in Europa  gesichert werden. Daher steht die deutsche Präsidentschaft unter dem Motto: „Europa gelingt gemeinsam.“

Die Gebote der Gastfreundschaft wären für die Moderation dieser Aufgabe eine gute Inspiration.

In der Welt zu Gast gewesen?

Mittwoch, 27. Dezember 2006

E I N L A D U N G  Z U M  S T O R Y T E L L I N G

Waren Sie in der Welt zu Gast – oder war die Welt bei Ihnen?

Wir suchen Geschichten zur Gastfreundschaft aus allen Ländern und Kontinenten, in Deutschland oder woanders erlebt. Was waren Ihre bewegendsten Momente, Ihre schönsten Begegnungen, Ihre erschütternsten Erfahrungen, was hat Sie beschämt, was bereichert, in welchen Situationen haben Sie am meisten gelernt oder konnten andere an Ihren Erfahrungen teilhaben lassen.

Teilen Sie Ihre Erlebnisse mit uns, mit anderen.

Die von uns ausgewählten Geschichten werden wir hier in der Kategorie „Geschichten“ veröffentlichen, Ihre Zusendung deuten wir als Einverständnis.

Wenn Ihre Geschichte veröffentlicht wird, bekommen Sie von uns als Dank ein „GastfreunD-Shirt“.

Denken Sie beim Schreiben besonders an unsere „Gebote der Gastfreundschaft“. Vielleicht durchzieht ja ein Gebot wie ein roter Faden Ihre Story.

Wir sind gespannt!

 

Was Armut ohne Zukunft bedeutet

Freitag, 15. Dezember 2006

Der ehemalige Weltbank-Präsident Robert McNamara hat das klar definiert: „Armut auf absolutem Niveau ist Leben am äußersten Rand der Existenz. Die absolut Armen sind Menschen, die unter schlimmen Entbehrungen und in einem Zustand von Verwahrlosung und Entwürdigung ums Ãœberleben kämpfen, der unsere durch intellektuelle Fantasie und privilegierte Verhältnisse geprägte Vorstellungskraft übersteigt.“

Und sie haben keinen Zugang zu eigener Toilette – und das gilt laut neusten Erkenntnissen der Glücksforschung als wichtiger vor allem anderen.

Damit ist klar, wie die Lage für 20% der Weltbevölkerung aussieht. Dazu kommt noch, dass schätzungsweise 300 Millionen sogenannter „Ãœberflüssiger Söhne“, vorwiegend aus den islamischen Ländern, in den nächsten Jahren sich aufmachen werden, voller Zorn und Wut die Festung Europa oder USA zu stürmen. Sie werden ihr Menchenrecht auf Ausbildung und Zukunft einklagen.

Was wird denn unsere Antwort auf ihren Anspruch sein?

Braucht der Vatikan Nachhilfe in Konfliktmanagement?

Mittwoch, 29. November 2006

Seit einem Tag ist Papst Benedikt in der Türkei zu Gast. Seine „Rede von Regensburg“ ist ihm vorausgeeilt. Der Regierungschef des Kirchenstaats und Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone erklärte in den letzten Tagen häufiger: „Der Heilige Vater bedauert sehr, dass einige Passagen seiner Rede die Gefühle von Moslems verletzt haben könnten.“ Es geht außerdem das Gerücht um in Rom, Herr Bertone hätte zu wenig Erfahrung in Diplomatie.

Bei allen Texten und Kommentaren, die zu diesem „Vorfall von Regensburg“ bereits geschrieben worden sind: niemand, auch nicht die härtesten Kritiker bezweifeln die Bildung und intellektuelle Schärfe des päpstlichen Verstandes. Auch in seinem Beraterumfeld wird der ein oder andere exzellente Geist sich aufhalten.

Sind die Äußerungen des Papstes zum Islam Kalkül im Bekenntnis zum uneingeschränkten Dialog zwischen zwei monotheistischen Religionen? Aber welcher Weg ist da sichtbar? Was soll das Ziel dabei ein, weltweit Emotionen der Entrüstung in der moslemischen Welt zu entfachen, die so leider nicht konkret bearbeitet werden können?

Konfliktmanagement braucht eine klare, wirksame Strategie. Aber der wirkliche Dialog mit dem Islam kann nur über die Herzen der Menschen geführt werden. Wer die Literatur etwas kennt weiß, dass dies seit Jahrhunderten versucht wird. Jede Generation hat immer die Aufgabe, sich diesen Kenntnisstand durch Bildung anzueignen. Soweit die Theorie. Die weltweite Praxis sieht anders aus. Ideologische Indoktrination und Analphabetentum, die Unfähigkeit mit dem eigenen Geist zu arbeiten oder starke Emotionen zu steuern, Unkenntnis der grundlegenden Texte, sind nicht nur in der islamischen Welt, sondern auch im Christentum Dialog verhindernde Aspekte.

Das Bekenntnis zur Gewaltfreiheit oder das Bewußtsein, dass es in der Religion keinen Zwang gibt – wozu sich ja Islam und Christentum bekennen – kann auf dem Weg zum Dialog sehr hilfreich sein.

Das alles weiß man aber im Vatikan, ganz sicher. Papst Benedikt hat bei Amtsantritt die interne Organisation neu strukturiert. Vielleicht ist das mangelnde Konfliktmanagement ein Ausdruck von Konzentrationsverlust in der Phase der Kompetenzübergabe.

Das Problem bleibt trotzdem. Schauen wir mal, wie es weiter geht und vor allem, wie die Türkei trotz angespannter Lage ihre Gastfreundschaft lebt.

Karawane der Hoffnungen und Träume

Dienstag, 28. November 2006

dscn1505.JPG  Im Dezember 2005 lebten laut Statistischem Bundesamt in Deutschland 6.717.115 gemeldete Ausländer aus ca. 50 verschiedenen Herkunftsländern. Die Mehrzahl kommt aus der Türkei, Italien, Polen, Griechenland, Serbien und Montenegro, Kroatien, Bosnien-Herzegowina, Russische Föderation, Österreich, Urkaine uvm.

Der Gang aus der Heimat weg nach Deutschland war in vielen Lebenssituationen alles andere als leicht. Da muß man nicht lange überlegen. Oft retten nur Religion,Tradition, Brauchtum und Freunde in der Fremde die Seelen vor Kummer und Heimweh. Unzählige Anlässe für Tränen und stundenlange Telefonate mit vertrauten und tröstenden Stimmen in der Ferne. Kennen wir das nicht alle?

Was wärmt denn unser Herz? Sind wir nicht alle aufgerufen, uns einzufühlen in all die Möglichkeiten, die sich uns im Alltag bieten für ein Lächeln und ein freundliches Wort, eine hilfreiche Geste, Ãœbersetzungsdienste bei mangelnden Sprachkenntnissen, eine Einladung Gastfreundschaft zu üben?…

Wie viele unendliche Möglichkeiten sich uns bieten, die christlichen Werte zu leben, die viele aufs heftigste verteidigt sehen wollen, gegen die Ãœberfremdung der Städte und Landkreise mit Menschen, die man nicht kennt, die von woanders her kommen.

Wann haben Sie sich das letzte mal die Träume erzählen lassen von jemandem, den Sie nicht kennen? Vielleicht können Sie ja einen Beitrag dazu leisten, dass sie in Erfüllung gehen?