Archiv für die Kategorie 'Weltreligionen'

Vorweihnachtliche Gefühle in Zwischen-Räumen

Sonntag, 09. Dezember 2007

brucke-im-wald_200.jpg Mitten auf einem Waldspaziergang stehe ich plötzlich vor dieser Brücke, die mich über moorastigen Grund führen will. Sie ist ein Angebot – ich kann ja auch drumherum gehen und knietief einsinken.

Ich mache gerne lange Wanderungen in der Zeit am Ende des Jahres…in der sich anbahnenden Zwischen-Zeit, zwischen Alt und Neu, zwischen dem Bewusstsein wie es war und dem noch nicht genau wissen, wie es wird. Ahnungen tauchen auf… Bilanzen kündigen sich an…Ideen werden geboren.

Die Brücke erinnerte mich an meinen Beruf – Mediator sein und gangbare Brücken und Wege aufzeigen, entwickeln, gestalten, klären, versöhnen, belastbar und tragfähig sein – aber auch an unser Projekt zur Gastfreundschaft, das sich im zweiten Jahr befindet. Ich dachte an das Buch, das ich gerade gelesen hatte: „Wie wir den Krieg der Kulturen doch noch vermeiden können“, von Jonathan Sacks.

Jonathan Sacks ist Philosoph und Theologe und der oberste Rabiner derjüdischen Gemeinschaft „United Hebrew Congregations of the Commonwealth“. Seine Bücher wurden bisher noch nie ins Deutsche übersetzt. Sein Buch ist eine solide Analyse der Gegenwart aus dem Horizont der jüdischen Tradition und keine leichte Kost. Für philosopisch interessierte Leser besonders interessant: hier wird der Versuch unternommen, Platons Geist auszutreiben.

Mich speziell sprachen besonders die 6 Cs an: Control, Contribition, Creativity, Co-Operation, Compassion und Conservation. Ich füge ein 7 C hinzu: Contract/Vereinbarung. Wesentlich bei diesem Koordinatensystem ist die Richtung, in der es sich entwickeln soll.

Für religiös inspirierte Menschen heißt das konkret: ein global agierendes Wirtschaftssystem wird nach Kriterien beurteilt, die sich direkt oder indirekt auf die Würde des Menschen auswirken. Zack….

Heißt: Können wir als Weltgemeinschaft unter diesen Bedingungen zusammenleben? Können wir uns gegenseitig genug Raum geben? Können wir die unendlich lange Geschichte der Verletzungen und Kränkungen außer Kraft setzen? Kann Versöhnung überhaupt gelingen? Können wir uns verstehen? Wollen wir das überhaupt…wollen Sie das wirklich?

Das unsere Welt immer mehr zu einer Gesellschaft von Fremden wird, sollte unsere Identität nicht bedrohen. Es ist eine Chance. Jonathan Sacks versteht dies als Aufruf zu moralischer und spiritueller Großherzigkeit. Das ist anspruchsvoller, als viele Menschen oder Chefidiologen sich das im Moment vorstellen können. Es scheint aber ein gangbarer Weg zu sein, der langfristig gedacht werden muß und Opfer und Mühen kostet. Im Geist der gegenseitigen Gastfreundschaft leben, ist die Haltung der Stunde.

Was Brücken im Wald doch für interessante Gedanken auslösen können.

Fünf Tatsachen

Dienstag, 18. September 2007

Fünf Tatsachen sollte jeder des öfteren bei sich erwägen. Am Besten täglich.

Dem Altern bin ich unterworfen, dem Altern kann ich nicht entgehen. Der Krankheit bin ich unterworfen, der Krankheit kann ich nicht entgehen. Dem Sterben bin ich unterworfen, dem Sterben kann ich nicht entgehen. Von allem Lieben und Angenehmen muß ich eines Tages mich trennen. Ich bin der Besitzer und Erbe meiner Taten und Werke. Mit ihnen bin ich verbunden. Die guten wie die schlechten Taten werde ich an meinem Ende zum Erbe haben.

Denken Sie mal darüber nach.

Gastfreundschaft – Spiritualität – Weltethos

Sonntag, 02. September 2007

Jesus am Kreuz Sind unsere Türen im Geiste wirklich weit auf?…Erinnern Sie sich noch, wie das Motto für interreligiösen Dialog in Europa lautet: Kein Frieden unter den Nationen ohne Frieden unter den Religionen – kein Frieden unter den Religionen ohne Dialog zwischen den Religionen.

Das kann man lesen als gemeinsame Verpflichtung auf Abbau von Vorurteilen. Dialog bedeutet: gegenseitiger Respekt, von Herzen Zuhören können, Verstehen wollen, Akzeptanz von Unterschieden, Angstfrei sich zeigen dürfen, Unvereinbares auch mal in der Schwebe halten, ohne sich bedroht zu fühlen, Neugierig sein, Teilen wollen…

Hans Georg Gadamer definierte eine mögliche Aufgabe der Philosophie im 21.Jhd. mit fast 95 Jahren so: helft den Religionen bei der Verständigung. ( Er hat mich „angestiftet“ in meiner Philosophischen Praxis als Mediator für Wertekonflikte zu arbeiten.)

Die in der praktischen Philosophie im Augenblick wieder starkt diskutierte Frage nach dem „guten Leben“, geht in meinem Verständnis an die Wurzeln einer grenzüberschreitenden globalen Identität, die Unterschiede nicht verwischt, sondern in ein höheres Gemeinsames integriert. Einen Versuch ist es auf jeden Fall immer wert.

Sich dabei immer auf die „heilige“ Tradition der Gastfreundschaft zu besinnen, ist aus unserer Sicht ein ideales Fundament für gemeinsame Arbeit. Denn wie heißt es so schön in christlichen Gebeten: Komm Herr Jesus, sei mein Gast…

In diesem Sinne ist auch das Projekt Weltethos zu verstehen. Besuchen wir uns alle gegenseitig, seinen wir bei den anderen zu Gast – und sie bei uns.

Gott kommt diesmal bestimmt selbst.

Dienstag, 21. August 2007

Kreuz vor WandAm Ende seiner Laudatio an den Europäischen Sozial-Preisträger von 2003 zitierte Dr. Rupert Neudeck das wunderbare Gebet eines afrikanischen Fürsten :

„Gott,
Trotz zahlreicher Gebete an Dich verlieren wir ständig unsere Kriege.
Morgen werden wir neuerlich in eine Schlacht ziehen, die man in der Tat groß nennen kann.
Wir benötigen ganz dringend Deine Hilfe.
Diese nächste Schlacht wird keine leichte Sache sein.
In der wird man Kinder nicht brauchen können.
Daher habe ich eine Bitte an Dich:
Sende uns nicht Deinen Sohn zu Hilfe.
Komm selber!“

Die GastfreunD-Initiative fragt daher alle die es lesen: Werden wir mit mehr Gastfreundschaft in unseren Köpfen und Herzen den „Krieg der Kulturen“ verhindern können?

Ursache und Wirkung

Freitag, 27. Juli 2007

dscn1097.JPG  Achte auf deine Gedanken, denn sie werden Worte.

Achte auf deine Worte, denn sie werden Taten.

Achte auf deine Taten, denn sie werden Gewohnheiten.

Achte auf deine Gewohnheiten, denn sie werden dein Charakter.

Achte auf deinen Charakter, denn er wird dein Schicksal.

Denn was du säest, das wirst du ernten.

Tibetisches Sprichwort

 

Unsere tägliche Achtsamkeit entscheidet mit darüber, wie unsere Zukunft am Ende aussieht. Wir wünschen Ihnen einen gastfreundlichen Tag.

Dalai Lama in Deutschland

Samstag, 21. Juli 2007

Seine Heiligkeit der Dalai Lama ist vom 20. – 27. Juli 2007 auf Einladung des Tibetischen Zentrums Hamburg in Deutschland. Er wird zum Thema „Frieden lernen – die Praxis der Gewaltlosigkeit“ und zum Thema „MItgefühl in einer globalisierten Welt“ Teachings geben.

Wenn wir uns anschauen, was in der Welt los ist: Gewaltbereitschaft in den Städten, Armut, soziale Ungerechtigkeit, Frustation der Ausgegrenzten, Klimawandel, Kriege…uvm, können wir verstehen, warum der Dalai Lama 6 Monate im Jahr in der Welt auf Reisen ist, um seine Botschaft zu lehren. Ãœber Mitgefühl und Gewaltlosigkeit nachzudenken, lohnt sich immer. Verstehen durch hören ist eine Sache – von Herzen her leben eine andere.

Die „ich bin gastfreunD-Initiative“ heißt den Dalai Lama aufs aller herzlichste Willkommen. Möge sein Segen auf uns allen ruhen und uns in unserer Arbeit inspirieren.

John McLaughlin und Zakir Hussein and the Shakti Group geben zu Ehren ein Benefizkonzert. Der mögliche Gewinn der Veranstaltung geht an die Tibet-Stiftung.

Die Flo Peters Gallery präsentiert die Ausstellung vom Manuel Bauer „Unterwegs für den Frieden“. Der Schweizer Fotograf hat den 14. Dalai Lama auf über 40 Reisen weltweit begleitet. Ein sehr bewegendes Porträt des Friedensnobelpreisträgers.

Unbedingt anschauen.

07.07.07. Life Earth ist vorbei. Und nun?

Dienstag, 10. Juli 2007

Life Earth Konzerte sind vorbei. Angeblich sollen insgesamt 2 Milliarden Menschen dabei – größten Teil vor dem Fernseher – gewesen sein. Direkt am nächsten Tag, nachdem die Welle der Euphorie etwas abgeklungen war, meldeten sich die kritischen Stimmen. Fazit: Happenings dieser Art bringen langfristig keine Ergebnisse. Wirkliche Bewußtseinsarbeit braucht andere Methoden…subtilere.

Die Fakten:

Trotz steigendem Wirtschaftswachstum hungern weltweit über 900 Millionen Menschen, 3 Milliarden leben in Armut ( dh sie haben weniger als 2 Dollar pro Tag ), wir geben gewaltige Summen für ein Gesundheitssystem aus, das auf der Symptomebene herummacht und wohl nicht den erklärten Willen hat, die wirklichen Ursachen von Krankheiten in unserer Gesellschaft anzugehen. ( Auf diese Weise läßt sich besser verdienen. )

Wir geben ebenfalls riesige Summen für ein Bildungssystem aus, sind aber bisher nicht in der Lage – oder willens – Schulen, Institutionen oder Universitäten für Höhere Bildung zu schaffen, die die tief im Menschen veranlagte Zufunfts-Fähigkeit sensibilisieren und fördern kann, eine Herzensbildung, die sehr wohl weiß, was die Zukunft von uns will. Seit einiger Zeit wird unter dem Begriff „emotionale Intelligenz“ darüber gesprochen und geforscht.

Das wird die Kernkompetenz des 21.Jahrhunderts sein.

Und: mehr als 50% aller Kinder wachsen weltweit unter unfassbaren Mangelbedingungen auf: Armut, Kriege, HIV / Aids uvm…

Wen interessiert es da, ob wir hier das Badewasser für unsere Kinder mehrmals benutzen?….oder beim Zähneputzen das Wasser nicht mehr laufen lassen?…

Bisher haben wir es nicht geschafft, unsere jahrhundertealten kollektiven Denkmuster zu verändern, um mit unserer Realität auf Augenhöhe zu kommen. ( Ausnahmen zählen jetzt hier nicht.)

Wir – die Gastfreund-Initiative – sind nachwievor davon überzeugt: bewußt gelebte Gastfreundschaft zwischen Menschen, Kulturen, unterschiedlichen Wertvorstellungen, Ländern, Kontinenten ist ein gangbarer Weg, die Welt zu verändern.

Der Weg ist lang und mit Sicherheit keine grade Linie.

Der Herr bei Abraham in Mamre ( 1.Mose 18,1)

Dienstag, 05. Juni 2007

Und der HERR erschien ihm im Hain Mamre, während er an der Tür seines Zeltes saß, als der Tag am heißesten war.1.Mose 18,2 Und als er seine Augen aufhob und sah, siehe, da standen drei Männer vor ihm. Und als er sie sah, lief er ihnen entgegen von der Tür seines Zeltes und neigte sich zur Erde ( Hebr 13,2 )1.Mose 18,3 und sprach: Herr, hab ich Gnade gefunden vor deinen Augen, so geh nicht an deinem Knecht vorüber.

1.Mose 18,4 Man soll euch ein wenig Wasser bringen, eure Füße zu waschen, und laßt euch nieder unter dem Baum.

1.Mose 18,5 Und ich will euch einen Bissen Brot bringen, daß ihr euer Herz labet; danach mögt ihr weiterziehen. Denn darum seid ihr bei eurem Knecht vorübergekommen. Sie sprachen: Tu, wie du gesagt hast.

1.Mose 18,6 Abraham eilte in das Zelt zu Sara und sprach: Eile und menge drei Maß feinstes Mehl, knete und backe Kuchen.

1.Mose 18,7 Er aber lief zu den Rindern und holte ein zartes gutes Kalb und gab’s dem Knechte; der eilte und bereitete es zu.

1.Mose 18,8 Und er trug Butter und Milch auf und von dem Kalbe, das er zubereitet hatte, und setzte es ihnen vor und blieb stehen vor ihnen unter dem Baum, und sie aßen.

Yuval Lipide-Spitzer

( Dieser Text wurde uns von Dr. theol. Yuval Lapide-Spitzer aus Niederhausen bei Frankfurt geschickt, um ihn auf unserer „ich bin gastfreunD-Website“ zu veröffentlichen. Machen wir sehr gerne. Dr. Lapide: das T-Shirt im schönsten sonnengelb ist an Sie unterwegs. Herzlichen Dank für die schöne Geschichte. )

 

Die religiösen Wurzeln der Gastfreundschaft

Sonntag, 03. Juni 2007

digitalcamera-062.jpg   Die Gastfreundschaft gilt in fast allen Kulturen und Religionen als heilig. Es ist eine Form praktizierten Respekts und Höflichkeit Fremden gegenüber. Aber was wäre die Gastfreundschaft ohne die Neugier auf das Unbekannte?…

Jeder der sich aufrichtig darum bemüht, begegnet sich selbst in der Haltung zuerst. Wir wollen wissen, wie es um die Gastfreundschaft in den Religionen der Welt und ihren Vertretern wirklich steht. Deshalb machen wir uns auf den Weg, um in Deutschland unterschiedliche religiöse Zentren aufzusuchen und nach den Erfahrungen der Gastfreundschaft zu fragen.

Wir werden in der nächsten Zeit hier von unseren Erfahrungen erzählen und Menschen, Gesichter und ihre Geschichten vorstellen.