Archiv für die Kategorie 'Grenzgebiete'

Navid Kermani und der Hessische Kulturpreis

Donnerstag, 02. Juli 2009

Das erste, was ich von Navid Kermani gelesen habe, war seine Dissertation: „Gott ist schön“. Und das ist bereits ein paar Jährchen her. Auch seine Habilitationschrift habe ich gelesen: „Attar, Hiob und die metaphysische Revolte“. Das ist faszinierend schwere Kost, aber so ist das nun mal, wenn das Wahrheitsstreben des Geistes zu den Quellen geht. Mit seichter Kost verteidigt man weder den Glauben, noch baut man damit gangbare Brücken. Auch ein interreligiöser Dialog ist so nicht am Leben zu erhalten.

Für mich ist der Mensch Kermani jung und kompetent, ein brillianter Schreiber. Und nun das Gedöns mit dem Hessischen Kulturpreis. Reden wir nicht drumherum: auf Intervention und Druck von Kardinal Lehman wurde Kermani der zugesprochene Preis aberkannt. Eigentlich soll es um diesen Satz gehen, den Kermani in einem Artikel der NNZ am 14. März 2009 geäußert haben soll: „Kreuzen gegenüber bin ich prinzipiell negativ eingestellt. Nebenbei finde ich die Hypostasierung des Schmerzes barbarisch, körperfeindlich, ein Undank gegenüber der Schöpfung. Für mich formuliere ich die Ablehnung der Kreuzestheologie drastischer: Gotteslästerung und Idolatrie.“  Soweit Kermani.

Die christliche Kirche kontert damit, dass die Lästerung des eigenen Gottes in allen Religionen der schwerste Vorwurf sei. Kardinal Lehman, selbst Preisträger, belegte, dass Kermanis Äußerungen religiöse Gefühle verletzt hätten.

Nur zur Information: der hessische Kulturpreis wird an Menschen verliehen, die sich in besonderem Maße um den Dialog zwischen den Kulturen und Religionen bemüht haben.  Für mich steht daher die Berechtigung des Preisträger Navid Kermani außer Zweifel. Alle, die der Meinung sind, ich mache es mir leicht, dürfen mich gerne zu einer öffentlichen Disputation herausfordern.

Alle, die sich für den konkreten Ablauf des Eklats interessieren, folgen bitte dem obigen link auf Navid Kermanis Website.

Der neue amerikanische Präsident

Donnerstag, 30. Oktober 2008

Der neue Präsident von Amerika übt sich in gastfreundlicher Haltung. Der Dalai Lama hat Obama den Friedensschal umgelegt.

Obamas Aufgaben – innerpolitisch wie aussenpolitische sind so gewaltig, dass ihn viele um den Job nicht beneiden.

Möge diese Wahlentscheidung dazu beitragen, dass die Welt zu einem friedlicheren Ort wird. Aber noch ist es ja nicht „sicher“. Vielleicht kotzen ja noch die erzkonservativen Pferde in Texas.

Endspiel

Sonntag, 29. Juni 2008

dt_flagge.gifDeutschland gegen Spanien. Oder besser: Deutschland und Spanien…zur Freude der Zuschauer. Ein zweiter Platz wäre sicherlich keine „Schande“. Für beide Mannschaften.

In der Presse liest man oft vom „deutschen Selbstbehauptungswillen, der die Gegner in diespanische_flagge_klein.gif Verzweiflung treibt“. Ehrlich gesagt: die deutschen Spiele, die ich in dieser EM gesehen habe, hatten den Selbstbehauptungswillen oft beim Gegner identifiziert. Irgendwie haben es dann „unsere“ doch wieder geschafft. GLÃœCK?

Aber bitte ( liebe Leute von der Presse): hört endlich auf von Poldi und Schweini zu sprechen. Das ist doch peinlich. Wie klingt das wohl im türkischen, russischen oder spanischen Lager?…bei all diesen phantasischen Namen.

Stimmt es eigentlich, dass die Deutsche Fussball-Nationalmannschaft in Jahren, die auf „8“ enden, noch nie erfolgreich war?

Na ja, wie dem auch sei. Heute Abend werden wir klüger sein. Bis dahin – und darüber hinaus – wünschen wir allen ein großartiges Fest, mit vielen tiefen Einblicken in spanische und deutsche Gastfreundschaft, in einem hoffentlich friedlichen Geist.

Deutschland gegen Österreich

Montag, 16. Juni 2008

folie9_200.jpgNun gut, heute kommt es mal wieder drauf an. Wir haben in Europa alle die gleiche Währung, aber im Fussball spielen unterschiedliche Nationen. Die ewige Frage: wer bin ich? wo gehöre ich hin? – wird in Europa- oder Weltmeisterschaften immer wieder neu beantwortet.

Eine gute Gelegenheit für uns, an die Gebote der Gastfreundschaft zu erinnern. Und bitte vergessen Sie für einen kurzen Moment, dass auch die Iren die Europäische Verfassung nicht verstanden haben. Fussball ist Fussball, keine Politik. Das Unbehagen der Kultur spielt heute Abend keine Rolle.

Wer wird heute Abend gewinnen?… Der europäische Geist der Gastfreundschaft, denn der Ball ist rund.

Viel Spass beim Public Viewing.

Bankenkrise?..oder: Von Herren, Dienern und Knechten

Donnerstag, 14. Februar 2008

geld_200jpg.jpgGestern Abend 20.00 Uhr in der Glotze.

Hauptnachricht des Tages: der Finanzstandort Deutschland ist gefährdet – obwohl wir doch schon 6x in Folge Exportweltmeister sind. Herr Wirtschaftsminister und Herr Finanzminister im gemeinsamen Interview: ..da schnüren wir jetzt ein Hilfspaket, denn in Deutschland darf einfach keine Bank Pleite machen. Vertrauen ist nämlich der Anfang von allem…( Und Herr Steinbrück stellte in einem Nebensatz auch noch fest, dass es uns wirtschaftlich gar nicht so gut geht. Was nu…?) 1-2 Milliarden Hilfspaket oder so…? Gute Idee? Wer das bezahlt? Keine Ahnung. Aber einer steht bereits fest: der Staat…und das seid ihr, wir, du, ich…Sie. Von Ãœbernahme der Verantwortung, Vorstandsentlassung, 1000 Runden in der Vorhölle (egal, ob der Vatikan die jetzt abgeschafft hat ) um den Läuterungsberg ( Dante )…auf Knien natürlich, die Privatsender übertragen die Kartharsis der  Betroffenen…nix gehört. Aber Gott sei Dank gibt es ja das Internet, um sich zu informieren.

Hilfspaket hört sich für mich so an, als würde man wie in den 60Jahren ein Pfund Kaffee und ein Pfund Mehl in einen Karton legen, um den an die notleidenden Brüder und Schwestern in Ostdeutschland zu schicken. Für die Vorständler der Banken müssen wir natürlich Kaffee de Luxe nehmen. Ist halt etwas teurer.

Jetzt wechseln wir mal die Ebene. Wir haben kein Geld für Bildung, kein Geld für angemessene Kinderbetreuung …etc… etc.. .aber plötzlich retten wir mal mit ein paar Milliarden ein paar Banken vor dem Bankrott – weil die sich aus Systembedingter Rendite-Gier in den USA mit Immobillien verspekuliert haben???…

Warum steht hier in der Ãœberschrift: Herren, Diener und Knechte? – Kleiner Exkurs.

Die westliche Gesellschaft ist von drei wesentlichen Tabus geprägt: Sex, Tod und Geld. Jahrhundertelang wurde über diese Themen in der „besseren Gesellschaft“ nicht gesprochen. Es gilt nach wie vor als unanständig oder indiskret jemanden zu fragen, wieviel Geld er besitzt oder wo er es her hat. Das Gefühle und Verhalten durch diesen Umgang mit Geld programmiert werden, ist nur wenigen Menschen richtig bekannt. Geld ist eine unbewußte Vereinbarung. Den meisten Wirtschaftswissenschaftlern und Finanzexperten ist dieser psychologische Mechanismus ein Buch mit sieben Siegeln. Auch wenn sie etwas anderes sagen.

Wenn Sie tiefer in diese Themen eintauchen wollen, dann empfehle ich Ihnen den Börsenführer beiseite zu legen und folgendes zu lesen:

Bernard A. Lietaer: Mysterium Geld. Emotionale Bedeutung und Wirkung eines Tabus.

Erich Neumann: Die Grosse Mutter. Eine Phänomenologie der weiblichen Gestaltung des Unbewussten.

Margrit Kennedy, Bernard Lietar: Reginonal-Währungen. Neue Wege zu nachhaltigem Wohlstand.

C.G.Jung: alles was Sie zum Thema Schattenarbeit und Archetypen finden ( dann haben Sie ein Fundament, eine Grundlage, um zu „verstehen“ was hier läuft. )

Im Jahre 1948 hat Erich Neumann, der übrigens über die Grosse Mutter promoviert hat, folgenden Satz geschrieben:       “ Die alte Ethik des jüdisch-christlichen Zeitalters hat sich als unfähig erwiesen, die zerstörerischen Kräfte im Menschen zu bändigen.“ – Deswegen arbeiten Menschen überall in der Welt an einer Neuen Ethik für das 21. Jahrhundert.        ( Ein Problem lösen auf der gleichen logischen Ebene, auf der es entstanden ist,  – das kann nur der Finanzminister. Albert Einstein wäre anderer Meinung.)

Es gibt Untersuchungen der Harvard Medical über die moralische Sensibilität und Koruptionsanfälligkeit von Führungskräften all over the world, die in den letzten Jahrzehnten Wirtschaftswissenschaften studiert oder MBA Programme durchlaufen haben. Die Ergebnisse sind erschreckend und in tiefstem Maße besorgniserregend. Die Quittung bekommen wir jetzt vorgelegt, die Zeichen und Phänomene häufen sich, da all diese Menschen ja „top qualifiziert“ in einflussreichen Positionen sitzen und ihr Handwerk und ihre Netzwerke pflegen.

Wie sagte schon Carl Jaspers, der große Existenz-Philosoph und Mediziner bereits vor 60 Jahren: man kann heutzutage jahrelang Medizin studieren, ohne eine einzige Vorlesung über den Menschen gehört zu haben. Deshalb kann man im Jahr der Geisteswissenschaften ja auch darüber diskutieren, ob wir die geistigen Fakultäten einfach zu machen und das Geld den Wirtschaftswissenschaften geben. Das Wissen braucht ja schließlich jeder, das weiß auch bereits der kleine Fritz.

Zum Schluß der Betrachtung, eine Geschichte von C.G.Jung, die Herren, Diener und Knechte erklärt: “ Der Herr, die Diener und die Handlanger. – Der Herr eines großen Hauses mußte für unbestimmte Zeit verreisen. Er beschließt, seinem getreuen und fähigen Diener die Verantwortung für seine Geschäft zu übertragen. Nach vielen Jahren kehrt der Herr zurück und muß feststellen, dass ihn der Diener nicht mehr erkennt; der Diener glaubt, er sei selber der Herr des Hauses. Er hat sogar vergessen, wie er zu seiner Aufgabe kam, und setzt alles daran, um seine Position zu behalten.

Daher muß der Herr nach seinen Handlangern schicken. Dem Diener erscheinen sie als Behinderung bei seiner Arbeit, als Ängste aller Art. Schließlich ist der Diener nach langen und schmerzhaften Kämpfen gedemütigt und muß sich der größeren Macht des Herrn beugen – der Stimme der Seele, dem höheren Selbst.

Das falsche Ich ( der Diener ) kann nicht mehr länger unangefochten über den Haushalt herrschen. Die Schatten ( Handlanger ) zwingen ihn, sich zu ergeben. Daher sind die Schatten trotz der Zusammenbrüche und Leiden, die sie mit sich bringen, nicht unsere Feinde.

Die Erfahrung des Höheren Selbst ist stets eine Niederlage des Ich.“ So spricht C.G. Jung.

Wie sagt Georg Schramm mit brennender Relevanz in der Stimme – „Lassen Sie es mich so sagen“: Wem bei dieser Geschichte ( von C.G. Jung ) die aktuellen Bezüge zur Wirklichkeit in Wirtschaft und Gesellschaft nicht nur so um die Ohren fliegen, der sollte erstmal oben angegebene Literatur lesen.

Das Zum Thema Bankenkrise …und was das mit Gastfreundschaft zu tun hat.

Die Uhr tickt für das deutsche Handwerk!

Dienstag, 05. Februar 2008

backofen_250.jpgGestern habe ich nach langer Zeit mal wieder das Wirtschaftmagazin Brand Eins durchgelesen. Schwerpunkt Marketing…und weil Gabriele Fischer, die Chefredakteurin, im Vorwort das Cluetrain Manifest erwähnte – das wir vor Jahren schon durchgearbeitet haben( siehe Blogroll )…und weil ich heute Morgen wieder das Vergnügen hatte, mit einem deutschen Handwerksbetrieb eine Rechnung zu diskutieren…und weil wir ein Projekt initiiert haben, das sich mit Gastfreundschaft auseinandersetzt…und weil wir ein Angebot ausformuliert haben, das Mission Statement Gastfreundschaft heißt…und weil wir in der Lage sind eine Verbindung herzustellen, was eine gastfreundschaftliche Haltung mit dem Führen eines Wirtschaftbetriebes zu tun hat…dieser Blogbeitag.

Ein zentraler Satz des Cluetrain Manifests lautet: Märkte sind Gespräche. Genau…aber was für Gespräche?…Wir wissen natürlich wie es gemeint ist – aber da draußen, im Dschungel…beim „Handwerksmeister um die Ecke“…ist davon oft nix zu spüren. Und jetzt haben wir auch noch eine Dienstleistungsverordnung, die den Austausch von Leistungen auf der Ebene der Europäischen Union regelt, heißt: die Konkurrenz und der Druck wächst…und die bösen Baumärkte, die alles viel billiger anbieten…all das ist auch scheinbar bei einem kleinen Handwerksbetrieb in Sankt Augustin bei Bonn angekommen.

Und als ich dort vor „drei“ Monaten anrief und fragte, ob sie die Schaniere meiner Backofenklappe ( siehe Bild oben ) reparieren könnten – die sie vor knapp einem Jahr schon mal repariert hatten ( !!Kulanz, ein böses Wort ), sagten sie: aber sicher.

Dann passierte lange nix und ich machte mir Sorgen ( 8 Wochen vor Weihnachten ) ob wir die Weihnachtsplätzchen mit der Familie auch backen könnten. ( Und bitte: wir wissen auch, dass es wichtigere Probleme in der Welt gibt, als das Reparieren einer Ofenklappe – aber darum geht es hier jetzt nicht…und auf einer höheren Ebene natürlich doch!!! ) Das Unternehmen sagte: aber sicher. – Es kam zu einem Termin in meiner Küche im Oktober 2007 und nach 5 Minuten war klar: der Monteur hatte die falschen Teile mit, obwohl die Daten präzise mitgeteilt wurden. Dann sagte er noch: der Ofen wiegt 90 kg und ob ich mit anfassen würde den rauszuziehen. Ich sagte noch:..na da gibt es doch bestimmt eine Technik oder ein Gerät für??? Und weg war er wieder….Wochen später: Nach meinem 4 oder 5 Anruf wurde ich darüber aufgeklärt, dass das Unternehmen Gaggenau jetzt im Besitz von Siemes ist…und die hätten nun wirklich andere Probleme, als Ersatzteile an Kunden zu schicken…Das wars für 2007.

Ich kürze ab: Anfang Januar wurde repariert…die Monteure kamen zu zweit mit einem Hilfsgerät-Gerät, mit dem der schwere 90 kg Backofen problem- und mühelos aus der Verankerung gezogen wurde – warum sie zu zweit waren?…nun der eine war Spezialist im Herausziehen und der andere war Spezialist im Einsetzen von Schanieren. ( Die Begründung des Unternehmens für die Zweisamkeit: Ich, der Kunde, hätte mich geweigert, dem Monteur bei seiner Arbeit zu helfen. Deshalb sind sie zu zweit gekommen. !!! ) Nach ca. 40 Minuten war alles vor bei – das dabei zerschepperte Geschirr habe ich großzügig übersehen. Geht natürlich aufs Haus.

Ich sollte dann den Auftrag quittieren…warum nicht, ich bin ja ein freundlicher Mensch…nur die Beträge für die Schaniere waren im Auftragblock eingetragen ( 65 Euro )…ich fragte nach den Kosten, die da noch entstehen und die Monteure sagten ( obwohl sie bereits Jahre im Unternehmen arbeiteten…) keine Ahnung…das rechnet jemand anderes aus!!!

Als die Rechnung kam, betrug die Summe ca. 360 Euro für die Reparatur einer Ofenklappe. 180 Euro Arbeitslohn für 40 Minuten, Fahrzeiten und MWST sowieso. 3 Stunden für zwei Leute, die nur 40 Minuten gearbeitet haben und eine Reparatur, die ein geschickter Handwerker mit entsprechender Ausrüstung auch alleine hätte ausführen können. – Aber mein Tee, den ich freundlicherweise anbot, fanden sie sehr lecker…

Ich rief den Chef heute morgen an…sofort gereizte Stimmung am Telefon. Er sagte zu mir: Na da sind Sie aber schön blöd, wenn Sie etwas unterschreiben, wenn Sie die genauen Kosten nicht kennen, HaHaHa. Ich sagte: Aber wieso 3 Stunden…sie waren doch nur 40 Minuten hier…Er: ja und was ist mit der Anfahrt??? Ich sagte: Kostet denn die Anfahrt bei Ihnen so viel wie eine Montagestunde???Er: aber sicher, die Leute mußen sich vorbereiten und zu ihnen hinfahren. ( Vorbereiten, dachte ich…für das Einsetzen eines Schaniers???…das das ein OP? )

Mein Versuch einer Einigung scheiterte daran, das Er einfach auflegte. ( Anmerkung: Hätte diese Unternehmen mal einem Seminar „Mission Statement Gastfreundschaft“ teilgenommen – ich bin sicher, das Gespräch wäre anders verlaufen )

Achtung, zuhören: Das oberste Marketing-Versprechen der Kundenbindung – liebe Handwerker – ist die Bearbeitung von Reklamationen oder Unzufriedenheiten beim Kunden. Die Qualität der Ausführung sowieso. Davon ist bei Menschen, die mit dem Rücken zur Wand stehen, denen „die Felle“ wegschwimmen, ohne das sie anfangen darüber nachzudenken, dass es auch an Ihner Art liegen könnte, wenn die Kunden sich anders orientieren, leider nichts zu bemerken. Der Kunde ist der Dumme…und zahlt alles.

Mir geht es hier in diesem ausführlichen Beitrag um die Menschlichkeit, die ich in Gesprächen wie diesen gefährdet sehe. Darum mache ich mir ernsthafte Sorgen. Als Mediator kann ich ein langes Liedchen davon singen…und… ich kann die emotionale Wirkung eines solchen Gesprächs auflösen, – ich habe sogar Verständnis für IHN, den Chef…aber wie es konkret in der Praxis abläuft, wie ich oder andere es erleben, zeigt mir die Richtung einer zunehmenden Grund-Aggressivität im Business. Ob der Ehrliche ist der Dumme, wie Herr Wickert vor Jahren schrieb oder der Kunde stört oder ist der Feind und am Ende der Blöde,…für eine immer größer werdende Menge von Kunden in unserem Land wird die Lage ernst, sehr ernst. Insolvenzen haben vielfältige Gründe, gewiss, sind das Ende der Fahnenstange – dann interessiert sich aber niemand mehr für solche Details, dann wird abgewickelt.

Die geistige Vernachlässigung, Un-Freundlichkeit und die Un-Fähigkeit wertschätzend zu kommunizieren ist in vielen Branchen – unseren Recherchen nach – so gigantisch, dass „Nacharbeiten“ dieser Unzulänglichkeiten der größte Investitionsposten für die nächsten Jahrzehnte in „Eurer“ Bilanz sein würde…sollte es bei den Betroffenen ein Einsehen geben. – Was sagen eigentlich die Handwerkskammern dazu???

Zum Schluss: Konkurrenz belebt das Geschäft, sagt man. Wir wissen auf jeden Fall, warum wir die 10 Gebote der Gastfreundschaft formuliert haben. Und eine Konsequenz ist: dieses Unternehmen bekommt nie mehr einen Auftrag von uns!!!Leider….

Die Uhr tickt für das deutsche Handwerk – aber sie tickt auch für jede Form von Täuschung, Unehrlichkeit und Unfreundlichkeit. Das Internet wird vieles korrigieren, ganz sicher. Wenn solche Erfahrungen zunehmen, dann werden es die Kunden sein, die bei Euch bald das Licht ausmachen. Willkommen Europa…vielleicht lohnt es sich ja noch ein paar Sprachen zu lernen – für die Handwerkskommunikation der Zukunft.

P.S.: In Brand Eins Februar-Heft wird für solche Handwerker-Erlebnisse und vieles mehr ein Projekt vorgestellt, das heißt „www.machdudas.de“ Da schaue ich in Zukunft auch mal nach, ob ich jemanden finde, der billiger und freundlicher ist, meine Damen und Herren Handwerker in Deutschland.

Stranderosion. Die Zukunft ist (noch) unsichtbar.

Montag, 31. Dezember 2007

wo-ist-das-meer_200.jpgGriechenland hat mehr Küstenlinie und Strandflächen als Italien, Portugal oder Deutschland zusammen. Noch. Da der Meeresspiegel durch die Erderwärumg ständig steigt, wird der Strand kontinuierlich weggespült. Das Meer holt sich mit jeder Welle sein Eigentum zurück. Forschermeinungen aus der Fachrichtung „maritime Technik“ sagen voraus, dass der Strand in 20 Jahren in der Form, wie wir ihn heute kennen, nicht mehr da sein wird. Natürlich wenn nichts geschieht.

Da diese Vorstellung aber für die Menschen in der Touristikbranche oder für Investoren zu abstrakt ist – man kann sich einfach nicht vorstellen, das etwas, dass seit Jahrtausenden da ist, in ca. 20 Jahren verschwunden sein soll – wird wahrscheinlich zu wenig passieren. Wir reden hier ja auch über gewaltige Investitionen. Ökotourismus ist in vielen Regionen immernoch eine viel zu exotische Idee. Bald nicht mehr!!

Was hat die GastfreunD-Initiative mit Standerosion zu tun fragen Sie sich? Kann ich Ihnen sagen. Was schätzen Sie wieviel Millionen Menschen in den sonnigen Ländern dieser Erde arbeiten – oder konkreter: darauf angewiesen sind, dass Sie dort Ihren Urlaub verbringen und Geld ausgeben?…Es sind Millionen. Wenn denen das Produkt abhanden kommt – zum Beispiel der Stand, an dem Sie liegen wollen ohne direkt ins Meer gespült zu werden, dann könnten viele Menschen Jahr für Jahr ihren Job verlieren, weil Sie – als Tourist – in kein Land auf dieser Erde mehr fahren wollen, das Ihnen Ihre Urlaubsfantasien nicht erfüllen kann. Da werden sich die Vorstellungen und Fantasien wohl ändern müssen.

Was werden all diese arbeitslosen Menschen dann tun? Nun, vielleicht machen die sich alle auf den Weg ins Innere der Länder…von den Küsten weg. Das wird eine Völkerwanderung, zusätzlich der Migrationsbewegungen, die wir ja bereits haben. Und an dem Punkt liegt eine „gastfreundliche Schnittstelle“.

Im Neuen Jahr 2008 werden wir unsere Aufmerksamkeit verstärkt auf den Zusammenhang zwischen Gastfreundschaft und Klimawandel richten. Wir wünschen Ihnen einen leichtfüßigen Ãœbergang in das kommende Jahr. Und: geben Sie nicht so viel Geld für Knallerei aus. Sie werden es noch brauchen.

Guten Rutsch!.

Vorweihnachtliche Gefühle in Zwischen-Räumen

Sonntag, 09. Dezember 2007

brucke-im-wald_200.jpg Mitten auf einem Waldspaziergang stehe ich plötzlich vor dieser Brücke, die mich über moorastigen Grund führen will. Sie ist ein Angebot – ich kann ja auch drumherum gehen und knietief einsinken.

Ich mache gerne lange Wanderungen in der Zeit am Ende des Jahres…in der sich anbahnenden Zwischen-Zeit, zwischen Alt und Neu, zwischen dem Bewusstsein wie es war und dem noch nicht genau wissen, wie es wird. Ahnungen tauchen auf… Bilanzen kündigen sich an…Ideen werden geboren.

Die Brücke erinnerte mich an meinen Beruf – Mediator sein und gangbare Brücken und Wege aufzeigen, entwickeln, gestalten, klären, versöhnen, belastbar und tragfähig sein – aber auch an unser Projekt zur Gastfreundschaft, das sich im zweiten Jahr befindet. Ich dachte an das Buch, das ich gerade gelesen hatte: „Wie wir den Krieg der Kulturen doch noch vermeiden können“, von Jonathan Sacks.

Jonathan Sacks ist Philosoph und Theologe und der oberste Rabiner derjüdischen Gemeinschaft „United Hebrew Congregations of the Commonwealth“. Seine Bücher wurden bisher noch nie ins Deutsche übersetzt. Sein Buch ist eine solide Analyse der Gegenwart aus dem Horizont der jüdischen Tradition und keine leichte Kost. Für philosopisch interessierte Leser besonders interessant: hier wird der Versuch unternommen, Platons Geist auszutreiben.

Mich speziell sprachen besonders die 6 Cs an: Control, Contribition, Creativity, Co-Operation, Compassion und Conservation. Ich füge ein 7 C hinzu: Contract/Vereinbarung. Wesentlich bei diesem Koordinatensystem ist die Richtung, in der es sich entwickeln soll.

Für religiös inspirierte Menschen heißt das konkret: ein global agierendes Wirtschaftssystem wird nach Kriterien beurteilt, die sich direkt oder indirekt auf die Würde des Menschen auswirken. Zack….

Heißt: Können wir als Weltgemeinschaft unter diesen Bedingungen zusammenleben? Können wir uns gegenseitig genug Raum geben? Können wir die unendlich lange Geschichte der Verletzungen und Kränkungen außer Kraft setzen? Kann Versöhnung überhaupt gelingen? Können wir uns verstehen? Wollen wir das überhaupt…wollen Sie das wirklich?

Das unsere Welt immer mehr zu einer Gesellschaft von Fremden wird, sollte unsere Identität nicht bedrohen. Es ist eine Chance. Jonathan Sacks versteht dies als Aufruf zu moralischer und spiritueller Großherzigkeit. Das ist anspruchsvoller, als viele Menschen oder Chefidiologen sich das im Moment vorstellen können. Es scheint aber ein gangbarer Weg zu sein, der langfristig gedacht werden muß und Opfer und Mühen kostet. Im Geist der gegenseitigen Gastfreundschaft leben, ist die Haltung der Stunde.

Was Brücken im Wald doch für interessante Gedanken auslösen können.

Das Glück sitzt neben dir…oder: Das erzähle ich hier zum ersten Mal!

Montag, 12. November 2007

Kriegskinder finden in einem Seminar mit uns Vertrauen, Verständnis und Zukunftsmut

stuhlkreis_200.jpgEs war ein Wagnis, doch der Mut der Veranstalter wurde belohnt: Thomas Gerhold, Pfarrer in der Evangelischen Kirchengemeinde Ratingen-Ost, organisierte gemeinsam mit Kathleen Battke, Biografin und Tochter von Mitgliedern der Gemeinde, und Thomas Bebiolka, Philosoph und Historiker, eine zweiteilige Veranstaltung unter dem Titel „Kriegskinder, erzählt!“.

Der erste Teil, eine Lesung mit Buchautorin Sabine Bode, hatte bereits im Oktober stattgefunden. Nun folgte am 9. und 10. November das Seminar „Neue Kraft für’s Alter: Wie Kriegskinder aus ihrer Geschichte Zukunft gewinnen können“, geleitet vom Ehepaar Battke-Bebiolka.

Die sieben Teilnehmer, fünf Frauen und zwei Männer aus den Geburtsjahrgängen 1928-1945, zeigten sich beim Abschied am späten Samstag Nachmittag positiv überrascht von dem intensiven Gruppenerlebnis: „Ich wusste ja gar nicht, was mich hier erwartet. Nun bin ich absolut froh und dankbar, denn hier konnte ich mich in einer vertrauensvollen Runde öffnen. Allein, dass mir wirklich einmal jemand aufrichtig zuhört, hat mich richtig erleichtert!“, so ein Kommentar aus der Runde.

Die respektvolle und zugleich familiäre Atmosphäre, die für Kathleen Battke und Thomas Bebiolka zu den entscheidenden Geheimnissen des Gelingens dieser Seminare gehört, ermöglicht es den Teilnehmern, schnell Vertrauen zu fassen. „Das Bedürfnis zu Erzählen bringen die Menschen fast immer mit“, so Thomas Bebiolka, „noch wichtiger ist aber die Bereitschaft zum aufrichtigen Zuhören.“ Auch der geschützte und vertraute Rahmen in den Räumen der Friedenskirche hat sicher zur Öffnung beigetragen.

Erzählrunden, Kerzen-Rituale zum Andenken an verlorene Familienmitglieder, Schreib-Ãœbungen und Meditationen ließen jedoch nicht nur die Erinnerung an Flucht, Tod und Hunger wach werden. Auch gute Kindheitserfahrungen wurden als überlebenswichtige, stärkende Geschichten gewürdigt: „Neben unserem Lager in Dänemark war eine Bäckerei, an der wir uns als Kinder immer herumdrückten, weil es dort so wunderbar roch“, erzählt eine Teilnehmerin; „Eines Tages erschien ein Gesicht hinter der Scheibe, dann ging das Fenster auf und Brote purzelten heraus. So ging das ab dann jeden Nachmittag!“

Doch geht es dem Ehepaar Battke-Bebiolka in ihren Seminare ausdrücklich nicht nur um die Vergangenheit: „Es ist unser Anliegen, dieser noch so lebensfrohen und kraftvollen Generation der 1930-45 Geborenen auch Impulse für die Zukunft zu geben – für ihr eigenes erfülltes Alter, aber auch für ihre Verantwortung gegenüber den folgenden Generationen“. Eine Schreib-Ãœbung bestand folglich darin, einen Brief an ein Enkelkind zu schreiben, um die eigenen Einsichten weiterzugeben. „Ich ermutige meinen vierzehnjährigen Enkel dazu, nicht sofort alles zu glauben, sondern kritisch zu prüfen“, ließ ein Teilnehmer als seine Quintessenz aus den Erfahrungen der Nazi-Zeit in den Brief einfließen.

Besonders die aufrichtigen inneren Prozesse waren es, die die gesamte Gruppe bereicherten, Würde und Tiefe in die gemeinsamen Stunden brachten: „Diese Geschichte“ – ein Lausbubenstreich in der Schule, in der sich der sonst eher zurückhaltende Erzähler als frecher Anstifter erinnerte – „habe ich noch nie jemandem erzählt“, so ein Teilnehmer mit Erstaunen in der Stimme; „jetzt wird mir ganz warm!“

Und eine zweite Teilnehmerin strahlt: „Ich habe mich über mich selbst gewundert, dass ich mich so weit geöffnet habe. Nach dem ersten Abend habe ich mich schon richtig auf den Samstag gefreut!“

Am Schluss nahm jede Teilnehmerin, jeder Teilnehmer – neben einer Rose, überreicht von den Seminarleitern – Erleichterung, das Gefühl der Verbundenheit und mehr Kraft mit nach Hause. Viele möchten vor allem weiter schreiben. „Dabei geht es nicht so sehr um literarische Qualitäten“, ermutigt Kathleen Battke, „vielmehr ist es entlastend, die Erinnerungen aufs Papier zu bringen. Zugleich werden sie so zum Zeugnis für folgende Generationen“.

Die so schnell entstandene Vertrautheit fasste eine Teilnehmerin in der Abschlussrunde in folgendes Bild: „Wir sind wie ein Bund Spargel, durch eine schöne Schleife zusammen gebunden!“ Der Kreis will in Verbindung bleiben und wünscht sich die Fortsetzung der Arbeit.

Bei ausreichender Nachfrage kann eine Wiederholung oder Weiterführung des Seminars angeboten werden, auch eine vertiefende Schreibwerkstatt ist denkbar. Interessierte wenden sich an Pfarrer Thomas Gerhold, Tel. 02102 / 84 92 98.

Gastfreundschaft der ganz besonderen Art.




2011. Der Sommertraum geht weiter.

Freitag, 02. November 2007

Die nächste Fußballweltmeisterschaft der Frauen findet wieder in Deutschland statt.

Wahrscheinlich sind wir für die Welt ein frauenfreundliches Land und können gut Gastgebern. Sollte es so sein…wir begrüßen das. An den Schnittstellen , die uns interessieren, werden wir dann ja mit den positiven Nebeneffekten bekannt gemacht.