Archiv für die Kategorie 'Werte'

Wer sind wir? Die Deutschen auf der Suche nach sich selbst.

Samstag, 01. März 2008

kulturheld_200.jpgEine neue qualitative Studie der Identity Foundation Düsseldorf zum Thema „Deutsch-Sein im Alltag“ macht deutlich, dass die Deutschen von einem gemeinsamen Nationalgefühl noch sehr weit entfernt sind. Auch eine umreißbare deutsche Identität ist nicht in Sicht.

Die nachfolgenden Aussagen geben mit eigenen Worten die Inhalte der Untersuchung wieder. Uns ist kaum eine Studie bekannt, die die „Notwendigkeit“ unserer Gastfreund-Initiative so fundamental begründet, wie die Studie „Deutsch-Sein im Alltag“.

:Das rheingold-Institut Köln führte im Auftrag der Identity Foundation 70 Tiefeninterviews durch, die mit Methoden der morphologischen Markt- und Medienpsychologie analysiert wurden. Besonders auffälliges Ergebnis: Das Nationale ist der Mehrheit der Deutschen fremd und „erscheint als eine expizit nicht-deutsche Äußerlichkeit, die dementsprechend den Lebensalltag kaum erfasst.“(Zitat) Wohl gibt es eine starke (heimliche) Sehnsucht nach einer starken nationalen Identität – aber im Lebensalltag sind Aspekte wie zB Heimat, Familie, Nachbarschaft viel wichtiger und besonders…das „Werkeln“!

„Geschichtslosigkeit wird mit weltmeisterlichem Werkeln kompensiert.“(Zitat) Nur so ist es erklärlich, dass wir bereits 4 oder 5x in Folge Exportweltmeister sind!! Und das ist ja nicht negativ. Mit dem Begriff des „Werkelns“ ist das Talent der Deutschen gemeint, „aus allem etwas zu machen„. Dieser Drang zum Werkeln findet sich durchgängig auf allen Ebenen der Gesellschaft wieder. ( Jeder hat doch in unserem Land einen Hobby-Keller…und ordentlich funktionierendes Werkzeug. Man leiht sich nix – hat man selbst. Vor 15 Jahren habe ich in England bereits Läden gesehen, in denen man sich stundenweise Maschinen und Werkzeuge leihen konnte. In Deutschland kommt das jetzt erst – mit steigender Armut! und einem bestimmten Werkzeug-Sättigungsgrad in den Kellern.)

(Zitat:) „Die Fähigkeit, aus komplexen Zuständen zukunftsweisende Lösungen zu entwickeln, scheint den Deutschen in den Genen zu liegen…und läßt den Förderalismus zum offensichtlichen Grundprinzip deutscher Identität werden.“

Deshalb wird der Nationalsozialismus von vielen Befragten als eine zum Deutsch-Sein nicht gerade passende Katastrophe angesehen(!) Daher wird eine national orientierte Position fast wie ein Fremdkörper empfunden, denn die deutsche Geschichte zeigt sich eher als im Kleinteiligen und überschaubaren Konkreten orientiert. Das heißt: Gemütlichkeit wir großgeschrieben.

So zeigt sich auch die Wiedervereinigung mit dem ehemals geteilten Deutschland als tiefer Graben, der die Deutschen bis heute trennt. Da fehlen völlig die großen Visionen. Es wundert auch nicht, dass mangelhaft ausgeprägte Geschichtskenntnisse oder -Interesse ein Grund für Fremdheit sind, selbst die immer wieder beschworenen Dichter und Denker unserer Nation sind nur blass im kollektiven Gedächtnis verankert – und werden immer blasser.

(Zitat:) „Unter der Last der politischen Vergangenheit wird Deutsch-Sein so zu einem ambivalenzgeladenen Prozess. Der Wunsch nach einem positiven Selbstbild kann und will offensichtlich auch nicht in ein national orientiertes Selbstverständnis münden,doch fehlen alternative, übergreifende Identitätsangebote. In dieser Situation behelfen sich die meisten Deutschen mit einem systematischen Relativismus.“(Zitat Ende)

denker-in-koln_200.jpgWas ist sonst noch relavant? ( Die wichtigsten Thesen der Studie):

Im Werkeln gewinnt das Deutsch-Sein Kontur

Fehlendes Nationalgefühl: Eingespürter Mangel, der eigentlich keiner ist

Es werden diffuse Abstraktionen gebildet als Folge äußeren Rechtfertigungsdrucks

Es gibt vier typisch deutsche Lebensmuster: Erfindergeist, Sicherheit, Tradition, Sentimentalität

Die Deutschen bewegen sich zwischen Weltmeisterphantasien und innerer Emigration

Durch Multi-Kulti-Konsum bastelt sich der Deutsche eine Identität, indem das Beste aus fremden Welten in den eigenen Lebensstil integriert wird. (Buddha hinterm Bett, Teekultur wie im letzten Türkeiurlaub erlebt, mit Stäbchen essen wie beim Chinesen um die Ecke, Südsee-Plakat an der Wand etc. etc. ) Daher träumen Deutsche auch gerne vom Auswandern, in der Hoffnung, am anderen Ende der Welt bei sich selbst anzukommen und Ruhe zu finden. Patchwork-Identitäten.

Dann gibt es noch sieben Typologien deutsche Identität ( Das Nicht-Deutsch-Sein als erfolgreiches Programm):

KulturdeutscheHeimatdeutscheLeistungsdeutscheOrdnungsdeutscheIsolationsdeutsche (Achtung: Konfliktpotential!)… Jammerdeutsche (Achtung: Konfliktpotential!)… und Globaldeutsche – sie entkoppeln ihr Deutsch-Sein einfach von Staat und Nation und wenden sich einfach der Welt zu. Dort finden sie höherwertigere Sinnangebote – als zB Gartenzwerge und Vereinsmitgliedschaften.

Vielleicht auch eine tiefere gelebte Gastfreundschaft, da die „böse Vergangenheit“ durch eine kosmopolitische Haltung kompensiert wird.

Wie Klaus Zumwinkel & Co. Wahlhelfer für die Linke wurde

Montag, 25. Februar 2008

die-frage_200.jpgEs gibt in unserem Land Dutzende von hochsubventionierten Wirtschaftsforschungs-Instituten aus allen Schattierungen und Richtungen. Fragen Sie dort doch mal an nach „Alternativen“ zum gegenwärtigen Wirtschaftssystem…vielleicht finden Sie dort jemanden, mit dem Sie über Regionalwährungen diskutieren könnte.

Ein vorbestrafter Ex-Manager von VW und Lustreisen-Organisator hat seinen Namen hergegeben für ein HarzIV Gesetz, das zum „Synonym wurde für einen ruppigen Umgang mit denen, die nicht mitkommen in einer Welt, die sich immer schneller dreht.“( Stern, Nr.9, S. 32 )

Viele Millionen arbeitslose Menschen in unserem Land sind – aus ökonomischer Sicht betrachtet – total überflüssig. Immer wieder werden sie hin-, her- und umgeschult. Was die Menschen selbst wollen, wünschen oder wonach sie sich sehnen…wen interessiert das?? Stattdessen werden sie alimentiert, versorgt und ruhiggestellt.  Bedingungsloses Grundeinkommen zur Freisetzung kreativ schöpferischer Kräfte, statt Burn Out mit hohen Kosten für das Gesundheitssystem – das wäre eine konkrete Vision.

Liechtenstein-Debatten oder „Oh wie schön ist Panama“ Hinweise von Steueranwälten  – in Partylaune auf Bierdeckeln  gekritzelt etc. etc. sind die Spitze von Entwicklungen, die die Gesellschaft verändern werden. Der Ton wird schärfer.

Auf einer Wahlkampfveranstaltung in Hamburg sagte Finanzminister Peer Steinbrück: „Der Zusammenhalt dieser Gesellschaft ist auch davon abhängig, dass die Eliten ihre Vorbildfunktion wahrnehmen…Nicht irgendwelche Spinner von links oder rechts gefährden die Zustimmung zum Wirtschafts- und Gesellschaftssystem, sondern es sind die Vertreter dieser sozialen Marktwirtschaft selber.“

Für die Linke in Hamburg hat sich die Rede bereits gelohnt…von Null auf 6,4%…was auch immer die Motive sind. Schnell greifen wir für einen Moment zu Immanuel Kant. Da steht: „…der bestirnte Himmel über mir und das moralische Gesetz in mir„…soll mich leiten. Tja.

Vorfälle dieser Art sind das Salz in der Wunde jeden ehrlichen Kaufmanns. Aber die Debatten über Neue Gerechtigkeits-Deals werden kommen.

Meister Eckhart Preis 2007 für Amartya Sen

Mittwoch, 20. Februar 2008

amartya_sen-cologne2007_200.jpgAmartya Sen, Prof in Havard, Nobelpreisträger 1998 für Ökonomie und Autor fantastischer Bücher – zb „Identity and Violence: The Illusion of Destiny“( 2006 ) – zu deutsch: „Die Identitätsfalle, Warum es keinen Krieg der Kulturen gibt“(2007) – ist Träger des Meister Eckhart Preises 2007.

Meister Eckhart lebte zwischen 1260 und 1328, lehrte in Erfurt, Köln, Paris und Straßburg. Er gehörte dem Dominikaner Orden an und galt als führender Kopf der deutschen Mystik.

Mit dem Meister Eckhart Preis werden Persönlichkeiten geehrt, die sich intensiv mit dem Thema der Identität in existentieller, persönlicher, sozialer und interkultureller Perspektive auseinander setzen. Der Preis wird von der Identity Foundation Düsseldorf ausgeschrieben und die Vergabe erfolgte im letzten Jahr erstmals gemeinsam mit der Universität zu Köln.

Weil wir uns intensiv mit der Forschung zum Thema Identität, interreligiöser Dialog, Glückstreben und Neues Bewußtsein in der Wirtschaft auseinander setzen, wissen wir aus eigener Erfahrung, dass Gastfreundschaft als gelebte Haltung die tiefste Schnittstelle ist. Hier zeigt sich ein vorurteilsloser, angstfreier Geist am Ehesten.

Morgen berichten wir von den neusten Forschungsergebnissen der Identity Foundation: Die Deutschen auf der ewigen Suche nach sich selbst.

Bankenkrise?..oder: Von Herren, Dienern und Knechten

Donnerstag, 14. Februar 2008

geld_200jpg.jpgGestern Abend 20.00 Uhr in der Glotze.

Hauptnachricht des Tages: der Finanzstandort Deutschland ist gefährdet – obwohl wir doch schon 6x in Folge Exportweltmeister sind. Herr Wirtschaftsminister und Herr Finanzminister im gemeinsamen Interview: ..da schnüren wir jetzt ein Hilfspaket, denn in Deutschland darf einfach keine Bank Pleite machen. Vertrauen ist nämlich der Anfang von allem…( Und Herr Steinbrück stellte in einem Nebensatz auch noch fest, dass es uns wirtschaftlich gar nicht so gut geht. Was nu…?) 1-2 Milliarden Hilfspaket oder so…? Gute Idee? Wer das bezahlt? Keine Ahnung. Aber einer steht bereits fest: der Staat…und das seid ihr, wir, du, ich…Sie. Von Ãœbernahme der Verantwortung, Vorstandsentlassung, 1000 Runden in der Vorhölle (egal, ob der Vatikan die jetzt abgeschafft hat ) um den Läuterungsberg ( Dante )…auf Knien natürlich, die Privatsender übertragen die Kartharsis der  Betroffenen…nix gehört. Aber Gott sei Dank gibt es ja das Internet, um sich zu informieren.

Hilfspaket hört sich für mich so an, als würde man wie in den 60Jahren ein Pfund Kaffee und ein Pfund Mehl in einen Karton legen, um den an die notleidenden Brüder und Schwestern in Ostdeutschland zu schicken. Für die Vorständler der Banken müssen wir natürlich Kaffee de Luxe nehmen. Ist halt etwas teurer.

Jetzt wechseln wir mal die Ebene. Wir haben kein Geld für Bildung, kein Geld für angemessene Kinderbetreuung …etc… etc.. .aber plötzlich retten wir mal mit ein paar Milliarden ein paar Banken vor dem Bankrott – weil die sich aus Systembedingter Rendite-Gier in den USA mit Immobillien verspekuliert haben???…

Warum steht hier in der Ãœberschrift: Herren, Diener und Knechte? – Kleiner Exkurs.

Die westliche Gesellschaft ist von drei wesentlichen Tabus geprägt: Sex, Tod und Geld. Jahrhundertelang wurde über diese Themen in der „besseren Gesellschaft“ nicht gesprochen. Es gilt nach wie vor als unanständig oder indiskret jemanden zu fragen, wieviel Geld er besitzt oder wo er es her hat. Das Gefühle und Verhalten durch diesen Umgang mit Geld programmiert werden, ist nur wenigen Menschen richtig bekannt. Geld ist eine unbewußte Vereinbarung. Den meisten Wirtschaftswissenschaftlern und Finanzexperten ist dieser psychologische Mechanismus ein Buch mit sieben Siegeln. Auch wenn sie etwas anderes sagen.

Wenn Sie tiefer in diese Themen eintauchen wollen, dann empfehle ich Ihnen den Börsenführer beiseite zu legen und folgendes zu lesen:

Bernard A. Lietaer: Mysterium Geld. Emotionale Bedeutung und Wirkung eines Tabus.

Erich Neumann: Die Grosse Mutter. Eine Phänomenologie der weiblichen Gestaltung des Unbewussten.

Margrit Kennedy, Bernard Lietar: Reginonal-Währungen. Neue Wege zu nachhaltigem Wohlstand.

C.G.Jung: alles was Sie zum Thema Schattenarbeit und Archetypen finden ( dann haben Sie ein Fundament, eine Grundlage, um zu „verstehen“ was hier läuft. )

Im Jahre 1948 hat Erich Neumann, der übrigens über die Grosse Mutter promoviert hat, folgenden Satz geschrieben:       “ Die alte Ethik des jüdisch-christlichen Zeitalters hat sich als unfähig erwiesen, die zerstörerischen Kräfte im Menschen zu bändigen.“ – Deswegen arbeiten Menschen überall in der Welt an einer Neuen Ethik für das 21. Jahrhundert.        ( Ein Problem lösen auf der gleichen logischen Ebene, auf der es entstanden ist,  – das kann nur der Finanzminister. Albert Einstein wäre anderer Meinung.)

Es gibt Untersuchungen der Harvard Medical über die moralische Sensibilität und Koruptionsanfälligkeit von Führungskräften all over the world, die in den letzten Jahrzehnten Wirtschaftswissenschaften studiert oder MBA Programme durchlaufen haben. Die Ergebnisse sind erschreckend und in tiefstem Maße besorgniserregend. Die Quittung bekommen wir jetzt vorgelegt, die Zeichen und Phänomene häufen sich, da all diese Menschen ja „top qualifiziert“ in einflussreichen Positionen sitzen und ihr Handwerk und ihre Netzwerke pflegen.

Wie sagte schon Carl Jaspers, der große Existenz-Philosoph und Mediziner bereits vor 60 Jahren: man kann heutzutage jahrelang Medizin studieren, ohne eine einzige Vorlesung über den Menschen gehört zu haben. Deshalb kann man im Jahr der Geisteswissenschaften ja auch darüber diskutieren, ob wir die geistigen Fakultäten einfach zu machen und das Geld den Wirtschaftswissenschaften geben. Das Wissen braucht ja schließlich jeder, das weiß auch bereits der kleine Fritz.

Zum Schluß der Betrachtung, eine Geschichte von C.G.Jung, die Herren, Diener und Knechte erklärt: “ Der Herr, die Diener und die Handlanger. – Der Herr eines großen Hauses mußte für unbestimmte Zeit verreisen. Er beschließt, seinem getreuen und fähigen Diener die Verantwortung für seine Geschäft zu übertragen. Nach vielen Jahren kehrt der Herr zurück und muß feststellen, dass ihn der Diener nicht mehr erkennt; der Diener glaubt, er sei selber der Herr des Hauses. Er hat sogar vergessen, wie er zu seiner Aufgabe kam, und setzt alles daran, um seine Position zu behalten.

Daher muß der Herr nach seinen Handlangern schicken. Dem Diener erscheinen sie als Behinderung bei seiner Arbeit, als Ängste aller Art. Schließlich ist der Diener nach langen und schmerzhaften Kämpfen gedemütigt und muß sich der größeren Macht des Herrn beugen – der Stimme der Seele, dem höheren Selbst.

Das falsche Ich ( der Diener ) kann nicht mehr länger unangefochten über den Haushalt herrschen. Die Schatten ( Handlanger ) zwingen ihn, sich zu ergeben. Daher sind die Schatten trotz der Zusammenbrüche und Leiden, die sie mit sich bringen, nicht unsere Feinde.

Die Erfahrung des Höheren Selbst ist stets eine Niederlage des Ich.“ So spricht C.G. Jung.

Wie sagt Georg Schramm mit brennender Relevanz in der Stimme – „Lassen Sie es mich so sagen“: Wem bei dieser Geschichte ( von C.G. Jung ) die aktuellen Bezüge zur Wirklichkeit in Wirtschaft und Gesellschaft nicht nur so um die Ohren fliegen, der sollte erstmal oben angegebene Literatur lesen.

Das Zum Thema Bankenkrise …und was das mit Gastfreundschaft zu tun hat.

Mitgefühl und Gastfreundschaft nach Ludwigshafen

Freitag, 08. Februar 2008

brandhaus-ludwigshafen_200.jpgDer türkische Ministerpräsident Erdogan sagte beim Besuch am Unglücksort in Ludwigshafen wörtlich: „Lassen Sie uns alle Helfen, die Freundschaft der Türkei zu Deutschland zu stärken.“

Die „ich bin GastfreunD-Initiative“ für ein einladendes Deutschland äußert hiermit Mitgefühl für alle Menschen, die bei dieser Tragödie ihr Leben verloren haben. Unser Mitgefühl gilt den Angehörigen und allen Menschen, auf deren Schultern die Last der Aufklärung ruht. Möge die Zusammenarbeit deutscher und türkischer Behörden fruchtbar sein.

Gleichzeitig möchten wir auf den Sinn und die Qualität unseres Projekts aufmerksam machen. Die Gelegenheit, eine emotionalisierte Debatte zu versachlichen, indem Sie sich nochmals mit den Geboten der Gastfreundschaft auseinander setzen, sollten Sie nutzen.

Es kann hilfreich sein, einen kühlen Kopf zu bewahren und gleichzeitig das Herz zu öffnen. Menschlichkeit ist die Grundlage der Gastfreundschaft.

Mission Statement: Gastfreundschaft

Mittwoch, 30. Januar 2008

„There is something called learning at a rather small level of organisation.

At a much higher gestalt level, learning is called evolution.Gregory Bateson

sealife-muschelgewachs_200.jpg…Da veruntreut ein einzelner kleiner Bänker mal so eben 5 Milliarden Euro Kundengelder, der Finanzminister Herr Steinbrück gesteht in einer An-oder Aussprache im Bundestag, dass Freunde von ihm in hohen Bankpositionen die eigenen Produkte, die in den unteren Etagen an Kunden verkauft werden, selbst nicht mehr verstehen. Einig ist man sich nur in der Sache, dass ohne „Risiko“ nix mehr läuft. Nokia macht die Bude in Bochum dicht, der Standort wurde mit Millionenaufwand von Steuergeldern ermöglicht, und Tausende von Menschen begreifen, das Globalisierungsverluste ihnen auch Schmerzen und Kummer bereiten können. Viele Menschen verstehen diesen Kreislauf von Macht und Geld sowieso nicht mehr…Hauptsache man überlebt. Aber wie lange?…Stufen der Evolution?

In Konfliktklärungen als Mediator habe ich oft den Eindruck gewonnen, dass Menschen geistig so von Fremdbestimmungen getrieben sind, dass sie vergessen haben wer sie selbst sind. Da muß guter Rat oft teuer sein, um im eigenen geistigen Haus jemanden anzutreffen. Diese Achillisverse schmerzt bei bestimmten konkreten Aussagen – ist wie Rheuma. Wahrheit kann weh tun…muß oft auch so sein, wenn die Chance zum lernen genutzt sein will.

Aber was würde sich alles ändern, wenn verantwortliche Menschen sich einfach mal mehr Zeit zum Nachdenken nehmen…wenn Sie lernen, Ihre Kunden genau so zu behandeln, wie Ihre Freunde, wie den Mann oder die Frau, die Sie lieben…mit der gleichen Aufmerksamkeit und Achtsamkeit wie Ihre Top-Prioritäten?… Ach ja – ich vergaß – der Kunde ist ja Ihre Top-Priorität.

Vielleicht sollten Sie ihm das ausnahmsweise mal nicht dauernd sagen, sondern ihn fühlen lassen, dass es so ist. Wär doch mal was Neues. Viel Glück bei: Mission Statement Gastfreundschaft.Sollten Sie dabei unsere Unterstützung brauchen, Sie wissen ja wie Sie uns finden.

Die Hand des Freundes

Sonntag, 30. Dezember 2007

hand-des-freundes_200.jpgDein Freund ist das Feld, das du mit Liebe bestellst und auf dem du dankbar erntest. Er ist dein Heim und dein Tisch. Wenn er schweigt, solltest du wissen, dass die beiden Herzen dennoch weiter miteinander reden. Wenn du dich von ihm trennen mußt, leide nicht. Denn du wirst die Bedeutung der Freundschaft besser sehen, wenn er nicht da ist. Das Beste, was du hast, solltest du mit deinem Freund teilen. Lass zu, dass er nicht nur an den fröhlichen Augenblicken deines Lebens teilhat, sondern auch an den Augenblicken, in denen du traurig bist. Du solltest wissen, dass ein Freund nicht dazu da ist, dir dabei zu helfen, deine Zeit totzuschlagen, sondern um dir zu helfen, das Leben in vollen Zügen zu leben.

( Nach Khalil Gibran – zusammengefaßt von Paulo Coelho )

Vorweihnachtliche Gefühle in Zwischen-Räumen

Sonntag, 09. Dezember 2007

brucke-im-wald_200.jpg Mitten auf einem Waldspaziergang stehe ich plötzlich vor dieser Brücke, die mich über moorastigen Grund führen will. Sie ist ein Angebot – ich kann ja auch drumherum gehen und knietief einsinken.

Ich mache gerne lange Wanderungen in der Zeit am Ende des Jahres…in der sich anbahnenden Zwischen-Zeit, zwischen Alt und Neu, zwischen dem Bewusstsein wie es war und dem noch nicht genau wissen, wie es wird. Ahnungen tauchen auf… Bilanzen kündigen sich an…Ideen werden geboren.

Die Brücke erinnerte mich an meinen Beruf – Mediator sein und gangbare Brücken und Wege aufzeigen, entwickeln, gestalten, klären, versöhnen, belastbar und tragfähig sein – aber auch an unser Projekt zur Gastfreundschaft, das sich im zweiten Jahr befindet. Ich dachte an das Buch, das ich gerade gelesen hatte: „Wie wir den Krieg der Kulturen doch noch vermeiden können“, von Jonathan Sacks.

Jonathan Sacks ist Philosoph und Theologe und der oberste Rabiner derjüdischen Gemeinschaft „United Hebrew Congregations of the Commonwealth“. Seine Bücher wurden bisher noch nie ins Deutsche übersetzt. Sein Buch ist eine solide Analyse der Gegenwart aus dem Horizont der jüdischen Tradition und keine leichte Kost. Für philosopisch interessierte Leser besonders interessant: hier wird der Versuch unternommen, Platons Geist auszutreiben.

Mich speziell sprachen besonders die 6 Cs an: Control, Contribition, Creativity, Co-Operation, Compassion und Conservation. Ich füge ein 7 C hinzu: Contract/Vereinbarung. Wesentlich bei diesem Koordinatensystem ist die Richtung, in der es sich entwickeln soll.

Für religiös inspirierte Menschen heißt das konkret: ein global agierendes Wirtschaftssystem wird nach Kriterien beurteilt, die sich direkt oder indirekt auf die Würde des Menschen auswirken. Zack….

Heißt: Können wir als Weltgemeinschaft unter diesen Bedingungen zusammenleben? Können wir uns gegenseitig genug Raum geben? Können wir die unendlich lange Geschichte der Verletzungen und Kränkungen außer Kraft setzen? Kann Versöhnung überhaupt gelingen? Können wir uns verstehen? Wollen wir das überhaupt…wollen Sie das wirklich?

Das unsere Welt immer mehr zu einer Gesellschaft von Fremden wird, sollte unsere Identität nicht bedrohen. Es ist eine Chance. Jonathan Sacks versteht dies als Aufruf zu moralischer und spiritueller Großherzigkeit. Das ist anspruchsvoller, als viele Menschen oder Chefidiologen sich das im Moment vorstellen können. Es scheint aber ein gangbarer Weg zu sein, der langfristig gedacht werden muß und Opfer und Mühen kostet. Im Geist der gegenseitigen Gastfreundschaft leben, ist die Haltung der Stunde.

Was Brücken im Wald doch für interessante Gedanken auslösen können.

Sprich uns von der Freundschaft

Freitag, 16. November 2007

kurbis_200.jpg…und sie baten ihn: Erzähl uns über die Freundschaft.

Darauf antwortete er folgendermaßen: Euer Freund ist die Erfüllung eurer Bedürfnisse….nicht die eurer Leere. Wenn euer Freund offen seine Meinung sagt, dann fürchtet euch nicht…wenn er schweigt, dann hört mit dem Herzen zu. Wenn ihr Abschied nehmt, trauert nicht – denn das was ihr am meisten mögt, zeigt sich möglicherweise deutlicher durch die Abwesenheit des Freundes…

Aufgabe: Genau das Gleiche jetzt für die Frauen lesen….

Und für alle, die genau nachlesen wollen: Khalil Gibran, Sprich uns von der Freundschaft, Worte des Propheten

Das Glück sitzt neben dir…oder: Das erzähle ich hier zum ersten Mal!

Montag, 12. November 2007

Kriegskinder finden in einem Seminar mit uns Vertrauen, Verständnis und Zukunftsmut

stuhlkreis_200.jpgEs war ein Wagnis, doch der Mut der Veranstalter wurde belohnt: Thomas Gerhold, Pfarrer in der Evangelischen Kirchengemeinde Ratingen-Ost, organisierte gemeinsam mit Kathleen Battke, Biografin und Tochter von Mitgliedern der Gemeinde, und Thomas Bebiolka, Philosoph und Historiker, eine zweiteilige Veranstaltung unter dem Titel „Kriegskinder, erzählt!“.

Der erste Teil, eine Lesung mit Buchautorin Sabine Bode, hatte bereits im Oktober stattgefunden. Nun folgte am 9. und 10. November das Seminar „Neue Kraft für’s Alter: Wie Kriegskinder aus ihrer Geschichte Zukunft gewinnen können“, geleitet vom Ehepaar Battke-Bebiolka.

Die sieben Teilnehmer, fünf Frauen und zwei Männer aus den Geburtsjahrgängen 1928-1945, zeigten sich beim Abschied am späten Samstag Nachmittag positiv überrascht von dem intensiven Gruppenerlebnis: „Ich wusste ja gar nicht, was mich hier erwartet. Nun bin ich absolut froh und dankbar, denn hier konnte ich mich in einer vertrauensvollen Runde öffnen. Allein, dass mir wirklich einmal jemand aufrichtig zuhört, hat mich richtig erleichtert!“, so ein Kommentar aus der Runde.

Die respektvolle und zugleich familiäre Atmosphäre, die für Kathleen Battke und Thomas Bebiolka zu den entscheidenden Geheimnissen des Gelingens dieser Seminare gehört, ermöglicht es den Teilnehmern, schnell Vertrauen zu fassen. „Das Bedürfnis zu Erzählen bringen die Menschen fast immer mit“, so Thomas Bebiolka, „noch wichtiger ist aber die Bereitschaft zum aufrichtigen Zuhören.“ Auch der geschützte und vertraute Rahmen in den Räumen der Friedenskirche hat sicher zur Öffnung beigetragen.

Erzählrunden, Kerzen-Rituale zum Andenken an verlorene Familienmitglieder, Schreib-Ãœbungen und Meditationen ließen jedoch nicht nur die Erinnerung an Flucht, Tod und Hunger wach werden. Auch gute Kindheitserfahrungen wurden als überlebenswichtige, stärkende Geschichten gewürdigt: „Neben unserem Lager in Dänemark war eine Bäckerei, an der wir uns als Kinder immer herumdrückten, weil es dort so wunderbar roch“, erzählt eine Teilnehmerin; „Eines Tages erschien ein Gesicht hinter der Scheibe, dann ging das Fenster auf und Brote purzelten heraus. So ging das ab dann jeden Nachmittag!“

Doch geht es dem Ehepaar Battke-Bebiolka in ihren Seminare ausdrücklich nicht nur um die Vergangenheit: „Es ist unser Anliegen, dieser noch so lebensfrohen und kraftvollen Generation der 1930-45 Geborenen auch Impulse für die Zukunft zu geben – für ihr eigenes erfülltes Alter, aber auch für ihre Verantwortung gegenüber den folgenden Generationen“. Eine Schreib-Ãœbung bestand folglich darin, einen Brief an ein Enkelkind zu schreiben, um die eigenen Einsichten weiterzugeben. „Ich ermutige meinen vierzehnjährigen Enkel dazu, nicht sofort alles zu glauben, sondern kritisch zu prüfen“, ließ ein Teilnehmer als seine Quintessenz aus den Erfahrungen der Nazi-Zeit in den Brief einfließen.

Besonders die aufrichtigen inneren Prozesse waren es, die die gesamte Gruppe bereicherten, Würde und Tiefe in die gemeinsamen Stunden brachten: „Diese Geschichte“ – ein Lausbubenstreich in der Schule, in der sich der sonst eher zurückhaltende Erzähler als frecher Anstifter erinnerte – „habe ich noch nie jemandem erzählt“, so ein Teilnehmer mit Erstaunen in der Stimme; „jetzt wird mir ganz warm!“

Und eine zweite Teilnehmerin strahlt: „Ich habe mich über mich selbst gewundert, dass ich mich so weit geöffnet habe. Nach dem ersten Abend habe ich mich schon richtig auf den Samstag gefreut!“

Am Schluss nahm jede Teilnehmerin, jeder Teilnehmer – neben einer Rose, überreicht von den Seminarleitern – Erleichterung, das Gefühl der Verbundenheit und mehr Kraft mit nach Hause. Viele möchten vor allem weiter schreiben. „Dabei geht es nicht so sehr um literarische Qualitäten“, ermutigt Kathleen Battke, „vielmehr ist es entlastend, die Erinnerungen aufs Papier zu bringen. Zugleich werden sie so zum Zeugnis für folgende Generationen“.

Die so schnell entstandene Vertrautheit fasste eine Teilnehmerin in der Abschlussrunde in folgendes Bild: „Wir sind wie ein Bund Spargel, durch eine schöne Schleife zusammen gebunden!“ Der Kreis will in Verbindung bleiben und wünscht sich die Fortsetzung der Arbeit.

Bei ausreichender Nachfrage kann eine Wiederholung oder Weiterführung des Seminars angeboten werden, auch eine vertiefende Schreibwerkstatt ist denkbar. Interessierte wenden sich an Pfarrer Thomas Gerhold, Tel. 02102 / 84 92 98.

Gastfreundschaft der ganz besonderen Art.