Archiv für März 2008

S.H. der Dalai Lama appelliert an die Weltgemeinschaft

Freitag, 21. März 2008

( Wir veröffentlichen hier in unserem Blog den orginal Wortlaut des Dalai Lama vom 18. März 2008, in dem er sich angesichts der Eskalation der Gewalt in Tibet aus seinem indischen Exil an die Weltöffentlichkeit richtet) :

sh-d.jpg„Ich möchte diese Gelegenheit nutzen, um den führenden Persönlichkeiten der Welt und der internationalen Gemeinschaft meine tiefe Dankbarkeit auszusprechen für ihre Besorgnis angesichts der schmerzlichen Wende der Ereignisse in Tibet sowie für ihre Versuche, die chinesischen Machthaber zur Mäßigung beim Umgang mit den Demonstrationen aufzurufen.

Da die chinesische Regierung mich beschuldigt hat, der Anstifter der Proteste in Tibet zu sein, fordere ich eine gründliche Untersuchung durch ein angesehenes Gremium, dem auch Vertreter Chinas angehören sollen, um diese Anschuldigungen zu prüfen. Ein solches Gremium müsste Tibet, die traditionell tibetischen Gebiete außerhalb Tibets sowie die zentrale tibetische Verwaltung in Indien besuchen. Damit die internationale Gemeinschaft und vor allem die mehr als eine Milliarde Chinesen, die keinen Zugang zu unzensierten Informationen haben, sehen können, was tatsächlich in Tibet vorgeht, wäre es außerordentlich hilfreich, wenn Vertreter der internationalen Medien ebenfalls solche Untersuchungen vornähmen.

Ich glaube dass in Tibet, ob beabsichtigt oder nicht, eine Art kultureller Völkermord stattfindet, bei dem die tibetische Identität permanenten Angriffen ausgesetzt ist. Infolge eines massiven Transfers von Nicht-Tibetern nach Tibet sind die Tibeter auf den Status einer unbedeutenden Minderheit im eigenen Land zurückgeworfen worden. Das spezifische tibetische kulturelle Erbe mit seiner charakteristischen Sprache, seinen Sitten und Traditionen schwindet dahin. Statt sich um die Einigung seiner Nationalitäten zu bemühen, diskriminiert die chinesische Regierung diese ethnischen Minderheiten, darunter auch die Tibeter.

Es ist allgemein bekannt, dass die tibetischen Klöster, die nicht nur die hauptsächlichen Stätten unseres Lernens, sondern auch die Horte der tibetischen buddhistischen Kultur sind, sowohl nach ihrer Anzahl als auch nach der Zahl der dort Lernenden stark reduziert worden sind. In den Klöstern, die es noch gibt, ist ein ernsthaftes Studium des tibetischen Buddhismus nicht mehr gestattet, ja selbst die Zulassung zu diesen Lernzentren wird streng reguliert. Tatsächlich gibt es in Tibet keine Religionsfreiheit. Selbst wenn man nur nach etwas mehr Freiheit ruft, riskiert man, als Separatist abgestempelt zu werden. Es gibt in Tibet auch keine echte Autonomie, obwohl diese Grundfreiheiten von der chinesischen Verfassung garantiert sind.

Ich glaube, dass die Demonstrationen und Proteste, die gegenwärtig in Tibet stattfinden, der spontane Ausbruch öffentlicher Verbitterung ist, die sich im Laufe vieler Jahre der Unterdrückung angestaut hat. Sie richten sich gegen eine Staatsmacht, die die Gefühle der örtlichen Bevölkerung missachtet und irrtümlich annimmt, weitere Repressionen seien der Weg, auf dem das erklärte Ziel dauernder Einheit und Stabilität erreicht werden kann. Was uns betrifft, so halten wir an unserem Konzept des Mittleren Weges [echte Autonomie im Rahmen des chinesischen Staatsverbands] fest und und betreiben weiter den Weg des Dialogs, um eine Lösung der Tibetfrage zum beiderseitigen Wohl zu finden.

In diesem Sinne ersuche ich auch um die Unterstützung der internationalen Gemeinschaft für unsere Bemühungen, die Probleme Tibets durch Dialog zu lösen. Ich bitte Sie nachdrücklich, auf die chinesische Führung einzuwirken, im Umgang mit der jetzigen aufgewühlten Situation größtmögliche Mäßigung walten zu lassen, und diejenigen, die verhaftet werden, anständig und fair zu behandeln.“

Dalai Lama
Dharamsala
18.
März 2008

Gebete und Praxis für den Dalai Lama, die Tibeter und Menschen im Exil

Donnerstag, 20. März 2008

potala3-_100k.jpgDer Dalai Lama kündigt einen bis dahin noch nie dagewesenen Schritt an: Er will von allen Ämtern und aus der Öffentlichkeit zurücktreten, wenn die Gewalt in Tibet weiter eskaliert. Tibet gilt im Augenblick als von der Welt total isoliert. Informationen sind nur über bestimmte Kanäle zu bekommen. Unser Mitgefühl ist im Augenblick auf diesen Ort der Welt konzentriert. Das Leid aller anderen Menschen wird dabei nicht vergessen.

Wir fordern Sie auf, in diesen Zeiten bitte vom Gast-Recht, von der Gastfreundschaft intensivsten Gebrauch zu machen.

Wenn Sie mehr Informationen über Tibet möchten, schauen Sie bitte HIER. 

Gesucht: Neues Zuhause für unser Projekt-Mobil

Mittwoch, 12. März 2008

projektwohnwagen_250.jpgFreie Fläche oder Stellplätze sind in Städten heiß umkämpfte Zonen, auf denen viel Aufmerksamkeit  – auch von Seiten der Ordnungsbehörden – lastet. Unser Projekt-Wohnwagen braucht dringend einen neuen Standort. Im Moment am liebsten zwischen Bonn und Koblenz – entlang der Rheinschiene. Gut wären wohlwollende, unterstützende Menschen mit eigenem Grundstück, Permakultur-Freunde mit Garten…und alle die sich darüber freuen uns ab und an zu sehen, da wir gelegentlich darin wohnen, wenn wir auf Recherche-Tour sind. Wir haben bei Verhandlungen immer Win-Win-Lösungen im Auge und Sinn.

Alles andere besprechen wir „vor Ort“ persönlich. Wir freuen uns über neue GastfreunDe.

Infos bitte unter Mail: info@thomasbebiolka.de

Wer sind wir? Die Deutschen auf der Suche nach sich selbst.

Samstag, 01. März 2008

kulturheld_200.jpgEine neue qualitative Studie der Identity Foundation Düsseldorf zum Thema „Deutsch-Sein im Alltag“ macht deutlich, dass die Deutschen von einem gemeinsamen Nationalgefühl noch sehr weit entfernt sind. Auch eine umreißbare deutsche Identität ist nicht in Sicht.

Die nachfolgenden Aussagen geben mit eigenen Worten die Inhalte der Untersuchung wieder. Uns ist kaum eine Studie bekannt, die die „Notwendigkeit“ unserer Gastfreund-Initiative so fundamental begründet, wie die Studie „Deutsch-Sein im Alltag“.

:Das rheingold-Institut Köln führte im Auftrag der Identity Foundation 70 Tiefeninterviews durch, die mit Methoden der morphologischen Markt- und Medienpsychologie analysiert wurden. Besonders auffälliges Ergebnis: Das Nationale ist der Mehrheit der Deutschen fremd und „erscheint als eine expizit nicht-deutsche Äußerlichkeit, die dementsprechend den Lebensalltag kaum erfasst.“(Zitat) Wohl gibt es eine starke (heimliche) Sehnsucht nach einer starken nationalen Identität – aber im Lebensalltag sind Aspekte wie zB Heimat, Familie, Nachbarschaft viel wichtiger und besonders…das „Werkeln“!

„Geschichtslosigkeit wird mit weltmeisterlichem Werkeln kompensiert.“(Zitat) Nur so ist es erklärlich, dass wir bereits 4 oder 5x in Folge Exportweltmeister sind!! Und das ist ja nicht negativ. Mit dem Begriff des „Werkelns“ ist das Talent der Deutschen gemeint, „aus allem etwas zu machen„. Dieser Drang zum Werkeln findet sich durchgängig auf allen Ebenen der Gesellschaft wieder. ( Jeder hat doch in unserem Land einen Hobby-Keller…und ordentlich funktionierendes Werkzeug. Man leiht sich nix – hat man selbst. Vor 15 Jahren habe ich in England bereits Läden gesehen, in denen man sich stundenweise Maschinen und Werkzeuge leihen konnte. In Deutschland kommt das jetzt erst – mit steigender Armut! und einem bestimmten Werkzeug-Sättigungsgrad in den Kellern.)

(Zitat:) „Die Fähigkeit, aus komplexen Zuständen zukunftsweisende Lösungen zu entwickeln, scheint den Deutschen in den Genen zu liegen…und läßt den Förderalismus zum offensichtlichen Grundprinzip deutscher Identität werden.“

Deshalb wird der Nationalsozialismus von vielen Befragten als eine zum Deutsch-Sein nicht gerade passende Katastrophe angesehen(!) Daher wird eine national orientierte Position fast wie ein Fremdkörper empfunden, denn die deutsche Geschichte zeigt sich eher als im Kleinteiligen und überschaubaren Konkreten orientiert. Das heißt: Gemütlichkeit wir großgeschrieben.

So zeigt sich auch die Wiedervereinigung mit dem ehemals geteilten Deutschland als tiefer Graben, der die Deutschen bis heute trennt. Da fehlen völlig die großen Visionen. Es wundert auch nicht, dass mangelhaft ausgeprägte Geschichtskenntnisse oder -Interesse ein Grund für Fremdheit sind, selbst die immer wieder beschworenen Dichter und Denker unserer Nation sind nur blass im kollektiven Gedächtnis verankert – und werden immer blasser.

(Zitat:) „Unter der Last der politischen Vergangenheit wird Deutsch-Sein so zu einem ambivalenzgeladenen Prozess. Der Wunsch nach einem positiven Selbstbild kann und will offensichtlich auch nicht in ein national orientiertes Selbstverständnis münden,doch fehlen alternative, übergreifende Identitätsangebote. In dieser Situation behelfen sich die meisten Deutschen mit einem systematischen Relativismus.“(Zitat Ende)

denker-in-koln_200.jpgWas ist sonst noch relavant? ( Die wichtigsten Thesen der Studie):

Im Werkeln gewinnt das Deutsch-Sein Kontur

Fehlendes Nationalgefühl: Eingespürter Mangel, der eigentlich keiner ist

Es werden diffuse Abstraktionen gebildet als Folge äußeren Rechtfertigungsdrucks

Es gibt vier typisch deutsche Lebensmuster: Erfindergeist, Sicherheit, Tradition, Sentimentalität

Die Deutschen bewegen sich zwischen Weltmeisterphantasien und innerer Emigration

Durch Multi-Kulti-Konsum bastelt sich der Deutsche eine Identität, indem das Beste aus fremden Welten in den eigenen Lebensstil integriert wird. (Buddha hinterm Bett, Teekultur wie im letzten Türkeiurlaub erlebt, mit Stäbchen essen wie beim Chinesen um die Ecke, Südsee-Plakat an der Wand etc. etc. ) Daher träumen Deutsche auch gerne vom Auswandern, in der Hoffnung, am anderen Ende der Welt bei sich selbst anzukommen und Ruhe zu finden. Patchwork-Identitäten.

Dann gibt es noch sieben Typologien deutsche Identität ( Das Nicht-Deutsch-Sein als erfolgreiches Programm):

KulturdeutscheHeimatdeutscheLeistungsdeutscheOrdnungsdeutscheIsolationsdeutsche (Achtung: Konfliktpotential!)… Jammerdeutsche (Achtung: Konfliktpotential!)… und Globaldeutsche – sie entkoppeln ihr Deutsch-Sein einfach von Staat und Nation und wenden sich einfach der Welt zu. Dort finden sie höherwertigere Sinnangebote – als zB Gartenzwerge und Vereinsmitgliedschaften.

Vielleicht auch eine tiefere gelebte Gastfreundschaft, da die „böse Vergangenheit“ durch eine kosmopolitische Haltung kompensiert wird.