Die Wärme der Tradition oder: warum sind die Deutschen so kalt?
Der türkische Ministerpräsident Erdogan schürte bei seiner Rede in der Köln-Arena Ressentiments unter seinen Landsleuten: die Türken in Deutschland sollten sich nicht…oder nicht so sehr…anpassen. Das auf Plakaten seinen Besuch ankündigende Wort „Lideri“ konnte wohl nicht als „Regierungschef“ gelesen werden. Leader bedeutet im Englischen „Führer“ – aber wer will als Deutsch-Türke in Deutschland schreiben: Der Führer kommt? – Geht wohl nicht. Aber soviel Sprach-Sensibilität deutet auf gelungene Teilintegration hin.
Spontan-Umfragen auf der Strasse zeigten unter hier lebenden Türken unterschiedlichen Alters ganz andere Wahrnehumgen. Sich zu integrieren und gemeinsam mit Deutschen zu leben, ist erklärtes Ziel vieler Türken und auch Deutschländer. In Bonn/Köln leben allein fast 100.000 Türken. Mit rheinischer Gelassenheit scheint das in sehr vielen Bereichen gut zu funktionieren. Und wenn in Köln Ehrenfeld bald die große neue Zentral-Moschee steht…
Fakt ist aber auch: die Generation der ersten älteren türkischen Einwanderer sehnt sich nach der Heimat, nach dem Bosporus, nach einem wärmeren zwischenmenschlichen Klima, so wie es in der Türkei unter Landsleuten wohl ist. Die Deutschen haben viele Tugenden, hört man, aber die zwischenmenschliche Wärme, die Leichtigkeit und Herzlichkeit, die Umarmung von „Fremden“ ist nach dem Karneval vorbei. Und das ist wohl auch nicht gemeint.
Gastfreundschaft als Istzustand ist für uns alle ein sehr langer Weg.