Bankenkrise?..oder: Von Herren, Dienern und Knechten

geld_200jpg.jpgGestern Abend 20.00 Uhr in der Glotze.

Hauptnachricht des Tages: der Finanzstandort Deutschland ist gefährdet – obwohl wir doch schon 6x in Folge Exportweltmeister sind. Herr Wirtschaftsminister und Herr Finanzminister im gemeinsamen Interview: ..da schnüren wir jetzt ein Hilfspaket, denn in Deutschland darf einfach keine Bank Pleite machen. Vertrauen ist nämlich der Anfang von allem…( Und Herr Steinbrück stellte in einem Nebensatz auch noch fest, dass es uns wirtschaftlich gar nicht so gut geht. Was nu…?) 1-2 Milliarden Hilfspaket oder so…? Gute Idee? Wer das bezahlt? Keine Ahnung. Aber einer steht bereits fest: der Staat…und das seid ihr, wir, du, ich…Sie. Von Ãœbernahme der Verantwortung, Vorstandsentlassung, 1000 Runden in der Vorhölle (egal, ob der Vatikan die jetzt abgeschafft hat ) um den Läuterungsberg ( Dante )…auf Knien natürlich, die Privatsender übertragen die Kartharsis der  Betroffenen…nix gehört. Aber Gott sei Dank gibt es ja das Internet, um sich zu informieren.

Hilfspaket hört sich für mich so an, als würde man wie in den 60Jahren ein Pfund Kaffee und ein Pfund Mehl in einen Karton legen, um den an die notleidenden Brüder und Schwestern in Ostdeutschland zu schicken. Für die Vorständler der Banken müssen wir natürlich Kaffee de Luxe nehmen. Ist halt etwas teurer.

Jetzt wechseln wir mal die Ebene. Wir haben kein Geld für Bildung, kein Geld für angemessene Kinderbetreuung …etc… etc.. .aber plötzlich retten wir mal mit ein paar Milliarden ein paar Banken vor dem Bankrott – weil die sich aus Systembedingter Rendite-Gier in den USA mit Immobillien verspekuliert haben???…

Warum steht hier in der Ãœberschrift: Herren, Diener und Knechte? – Kleiner Exkurs.

Die westliche Gesellschaft ist von drei wesentlichen Tabus geprägt: Sex, Tod und Geld. Jahrhundertelang wurde über diese Themen in der „besseren Gesellschaft“ nicht gesprochen. Es gilt nach wie vor als unanständig oder indiskret jemanden zu fragen, wieviel Geld er besitzt oder wo er es her hat. Das Gefühle und Verhalten durch diesen Umgang mit Geld programmiert werden, ist nur wenigen Menschen richtig bekannt. Geld ist eine unbewußte Vereinbarung. Den meisten Wirtschaftswissenschaftlern und Finanzexperten ist dieser psychologische Mechanismus ein Buch mit sieben Siegeln. Auch wenn sie etwas anderes sagen.

Wenn Sie tiefer in diese Themen eintauchen wollen, dann empfehle ich Ihnen den Börsenführer beiseite zu legen und folgendes zu lesen:

Bernard A. Lietaer: Mysterium Geld. Emotionale Bedeutung und Wirkung eines Tabus.

Erich Neumann: Die Grosse Mutter. Eine Phänomenologie der weiblichen Gestaltung des Unbewussten.

Margrit Kennedy, Bernard Lietar: Reginonal-Währungen. Neue Wege zu nachhaltigem Wohlstand.

C.G.Jung: alles was Sie zum Thema Schattenarbeit und Archetypen finden ( dann haben Sie ein Fundament, eine Grundlage, um zu „verstehen“ was hier läuft. )

Im Jahre 1948 hat Erich Neumann, der übrigens über die Grosse Mutter promoviert hat, folgenden Satz geschrieben:       “ Die alte Ethik des jüdisch-christlichen Zeitalters hat sich als unfähig erwiesen, die zerstörerischen Kräfte im Menschen zu bändigen.“ – Deswegen arbeiten Menschen überall in der Welt an einer Neuen Ethik für das 21. Jahrhundert.        ( Ein Problem lösen auf der gleichen logischen Ebene, auf der es entstanden ist,  – das kann nur der Finanzminister. Albert Einstein wäre anderer Meinung.)

Es gibt Untersuchungen der Harvard Medical über die moralische Sensibilität und Koruptionsanfälligkeit von Führungskräften all over the world, die in den letzten Jahrzehnten Wirtschaftswissenschaften studiert oder MBA Programme durchlaufen haben. Die Ergebnisse sind erschreckend und in tiefstem Maße besorgniserregend. Die Quittung bekommen wir jetzt vorgelegt, die Zeichen und Phänomene häufen sich, da all diese Menschen ja „top qualifiziert“ in einflussreichen Positionen sitzen und ihr Handwerk und ihre Netzwerke pflegen.

Wie sagte schon Carl Jaspers, der große Existenz-Philosoph und Mediziner bereits vor 60 Jahren: man kann heutzutage jahrelang Medizin studieren, ohne eine einzige Vorlesung über den Menschen gehört zu haben. Deshalb kann man im Jahr der Geisteswissenschaften ja auch darüber diskutieren, ob wir die geistigen Fakultäten einfach zu machen und das Geld den Wirtschaftswissenschaften geben. Das Wissen braucht ja schließlich jeder, das weiß auch bereits der kleine Fritz.

Zum Schluß der Betrachtung, eine Geschichte von C.G.Jung, die Herren, Diener und Knechte erklärt: “ Der Herr, die Diener und die Handlanger. – Der Herr eines großen Hauses mußte für unbestimmte Zeit verreisen. Er beschließt, seinem getreuen und fähigen Diener die Verantwortung für seine Geschäft zu übertragen. Nach vielen Jahren kehrt der Herr zurück und muß feststellen, dass ihn der Diener nicht mehr erkennt; der Diener glaubt, er sei selber der Herr des Hauses. Er hat sogar vergessen, wie er zu seiner Aufgabe kam, und setzt alles daran, um seine Position zu behalten.

Daher muß der Herr nach seinen Handlangern schicken. Dem Diener erscheinen sie als Behinderung bei seiner Arbeit, als Ängste aller Art. Schließlich ist der Diener nach langen und schmerzhaften Kämpfen gedemütigt und muß sich der größeren Macht des Herrn beugen – der Stimme der Seele, dem höheren Selbst.

Das falsche Ich ( der Diener ) kann nicht mehr länger unangefochten über den Haushalt herrschen. Die Schatten ( Handlanger ) zwingen ihn, sich zu ergeben. Daher sind die Schatten trotz der Zusammenbrüche und Leiden, die sie mit sich bringen, nicht unsere Feinde.

Die Erfahrung des Höheren Selbst ist stets eine Niederlage des Ich.“ So spricht C.G. Jung.

Wie sagt Georg Schramm mit brennender Relevanz in der Stimme – „Lassen Sie es mich so sagen“: Wem bei dieser Geschichte ( von C.G. Jung ) die aktuellen Bezüge zur Wirklichkeit in Wirtschaft und Gesellschaft nicht nur so um die Ohren fliegen, der sollte erstmal oben angegebene Literatur lesen.

Das Zum Thema Bankenkrise …und was das mit Gastfreundschaft zu tun hat.

Ein Kommentar zu “Bankenkrise?..oder: Von Herren, Dienern und Knechten”

  1. Clair Petkus
    Februar 28th, 2010 17:07
    1

    Genialer Bericht ich habe, mir den Blog, direkt meinen Bookmarks hinzugefuegt. Ich bin gespannt was es hier noch gutes zu lesen gibt.

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