Ökologischer Egoismus
 Ökologischer Egoismus…gibt es das? Klar. Wenn nicht, dann ab jetzt.
Wir haben Januar und vor der Tür sind es 12 Grad plus. In Frankfurt habe ich gestern 14 Grad gemessen. Alle Eltern, die ihren Kindern zu Weihnachten einen Schlitten geschenkt haben, mussten dabei kräftig von „früher“ erzählen. Die lieben Kleinen glauben nämlich nicht, das es Schnee wirklich gibt. Haben Sie ihnen bereits die Klimakatastrophe erklärt?
Vor ca. 200 Jahren lebte ein Mann namens Immanuel Kant. Der war Philosoph und hat viel und gründlich nachgedacht. Dann, eines Tages, ging er zu seinem Stehpult und schrieb folgenden Satz auf: „Gestalte dein Leben so, dass es bejahenswert ist.“ Seit dem nennt man diesen Satz den „Kategorischen Imperativ“.
Was das miteinander zu tun hat? Nun, wir können natürlich täglich in unserem Stadtteil herumspazieren, uns wundern, dass um diese Jahreszeit die Bäume ausschlagen und die Menschen draußen in den Biergärten sitzen. Wir können auch über unsere Lebensprobleme klagen, fordern dass man für 20 € auf eine Insel fliegen kann, um dort für 100 € zu Abend zu essen.
Kennen Sie das Buch von Herrn Hillman, „Hundert Jahre Psychotherapie und der Welt geht es immer schlechter“? ( von 1993 ) Es bestehen im Augenblick berechtigte Zweifel über die wirkliche Lernfähigkeit des Homo Sapiens. Die Veränderungsbereitschaft steht auf dem Prüfstein. Werden wir durchfallen? Können wir diese Prüfung wiederholen? Was überzeugt uns, die Fakten oder die Angst? Wem soll man in dieser Sache glauben?
Angst ist ein schlechter Lehrmeister. Dafür gibt es genügend Beispiele. Kant glaubte an die Vernunft. Eine Möglichkeit, die Zusammenhänge in der Welt zu begreifen. Zum Beispiel das Kleingedruckte auf den Produkt-Verpackungen zu lesen und – wenn nichts wertvolles und nährendes drin ist – sich davor zu ekeln und es nicht zu kaufen. Warum sollten wir etwas essen oder trinken, was uns schadet? Langfristig gesehen ein Beitrag zur Nachhaltigkeit.
Das hat wiederum mit Aufklärung zu tun und das würde Herrn Immanuel Kant freuen, denn so ein Verhalten ist ein Ausdruck von ökologischem Egoismus. Das ist klug und sozial. Wir denken an uns selbst und handeln dabei im Sinne von vielen. So gestalten wir langsam, Schritt für Schritt, unser Leben so, dass es bejahenswert wird. Ökologischer Egoismus ist also keine Tugend mehr, sondern eine Notwendigkeit. Für uns selbst, für andere, für die Natur und die Welt.
So gesehen, kann Egoismus ein Weg zum Glück sein.
Â