Dienstag, 20. Februar 2007, von Thomas Bebiolka
„Integration ist sinnlos ohne Teilhabe an der Macht. Wenn ich von Integration spreche, dann meine ich keine romantische Mischung der Rassen, sondern eine wirkliche Aufteilung von Macht und Verantwortung.“
Wer hat das gesagt?…Richtig. Martin Luther King jr. in den sechziger Jahren. Wie aktuell das heute klingt. Der Weg dahin geht über den Willen zum Einmischen, Mitmachen und den Willen zur Teilhabe. Brigand Bingül sagt dazu in Richtung Deutschtürken: „Raus aus den Teestuben und den Integrationsräten, ran an die Schulen. Schafft als Gemeinschaft ein neues Selbstbewusstsein, das nicht nur national oder religiös begründet ist, sondern aus der eigenen Leistung heraus Würde bezieht.“ Nur das Bestreben, das Beste aus sich und seinem Leben zu machen, bringt mehr Selbstachtung.
Das größte Hindernis für die Solidarität der Deutschtürken ist die Zersplitterung in zahlreiche Gruppierungen wie: leben in der Stadt oder leben auf dem Land, in Kurden, Armenier und Aramäer, in Sozialdemokraten oder Nationalisten, Kulturmuslime, fromme Muslime oder konservative Muslime, Aleviten und Atheisten, in Arbeiter-Türken, Akademiker-Türken und Business-Türken. Es gibt in Deutschland viele deutschtürkische Communitys mit sehr unterschiedlichen Interessen. Sie produzieren zum Teil widersprüchliche Forderungen. Konflikte sind vorprogrammiert. Das gilt auch für andere ausländische Minderheiten in Deutschland.
Die „ich bin Gastfreund-Initiative“ ist auch der Ansicht, dass ein „Aktionsbündnis Integration„, eine Vereinigung und Bündelung der Kräfte mit klarem zielgerichtetem Vorgehen, für alle Beteiligten im Spannungsfeld Integration viele Vorteile bringen würde. Qualifizierte Deutschtürken sollten mehr Positionen in Parteien, Politik und Wirtschaft einnehmen, um die Interessen ihrer Mitbürger besser vertreten zu können. Das bringt auch die Gleichberechtigung von Frauen und Männern voran. Die Frauen werden es begrüssen.
Bildung, Arbeit und Bewusstsein sind die Schlüsselbegriffe für einen erfolgreichen Weg der Integration. Die praktizierte Gastfreundschaft aber, zwischen Deutschen und Türken, öffnet die Türen und die Herzen. Gegenseitige Wertschätzung macht vieles leichter. Gelingende Integration sowieso.