Tieferer Sinn

Mittwoch, 01. November 2006, von Thomas Bebiolka

dscn1517.JPG  Das ist aller Gastfreundschaft tiefster Sinn: das einer dem anderen Rast geben auf dem Weg nach dem ewigen Zuhause. Dieser Satz von Romano Guardini fragt nach unserer spirituellen oder religiösen Heimat. Egal wer wir sind, was wir tun oder wo wir leben: wie wollen wir uns begegnen und warum fällt es uns so schwer, das Trennende zugunsten des Verbindenden und Gemeinsamen aufzugeben?

Oft ist in Krisenzeiten angesagt, wieviel man verlieren muß, um bei sich selbst anzukommen – um weitergehen zu dürfen.

Ich kenne viele Menschen, die erst in die Fremde gehen mußten, um nach ihrer Rückkehr im eigenen Land zuhause zu sein. Die Integrationsdebatte kann an Qualität gewinnen, wenn Mitgefühl gleichberechtigt neben Rechten und Pflichten steht, neben der Frage nach Geburt, Nationalität oder Staatsbürgerschaft und wenn wir uns alle an eigene Erfahrungen in der Fremde erinnern. So verbessern wir die Qualität unserer Entscheidungen.

Gefährliche Nachlässigkeit

Dienstag, 31. Oktober 2006, von Thomas Bebiolka

dscn1488.JPG  Es gilt einiges klarzustellen, – dafür bemühen wir ein wenig die Geschichte. Bei Nietzsche, in den nachgelassenen Fragmenten, gibt es einige wirklich interessante Stellen zur Gastfreundschaft.

Ihm schwebte da wohl eine grenzenlos Freundlichkeit vor, die ohne Unterschiede zu machen, alles und jeden willkommen heißen möchte….“alles Werdende Schweifende Suchende Flüchtige soll mir hier willkommen sein! Gastfreundschaft ist nunmehr meine einzige Freundschaft!“

Oder an anderer Stelle: „Gastfreundschaft. – Der Sinn in den Gebräuchen der Gastfreundschaft ist: das Feindliche im Fremden zu lähmen. Wo man im Fremden nicht mehr zunächsten den Feind empfindet, nimmt die Gastfreundschaft ab; sie blüht, so lange ihre böse Voraussetzung blüht.“ ( Nietzsche zu zitieren bedeutet immer, Gedanken aus einem übergeordneten Zusammenhang zu reißen. Das gilt selbstverständlich generell für Zitate. )

Tja. Kommt Ihnen das nicht aus eigener Erfahrung bekannt vor?

Es geht um Macht und Kontrolle. An diesem Punkt ist auch ein bestimmtes, weit verbreitetes Toleranzverständnis beheimatet.

Denken Sie doch einmal über den Unterschied zwischen einem gastfreundlichen Ort, Gerechtigkeit und Gleichbehandlung nach. Was bedeutet das für Sie? Viele denken hier bestimmt an die christliche Nächstenliebe, besonders an die Schwierigkeiten, diese – ausnahmslos – im Alltag zu praktizieren.

Was das mit Nachlässigkeit zu tun hat?

Gastfreundschaft im obigen Verständnis beinhaltet keine Praxis der Selbstsorge, keinen Prozess der inneren Arbeit, keine geistige Arbeit an sich selbst. Man kümmert sich nicht um sich selbst, sondern lebt ein Prinzip. Das ist ja nicht schlecht. Aber reicht das heutzutage aus?

Wie klärt man denn schnell ab, ob jemand, den Sie nicht kennen, Freund oder Feind ist? Was veranlaßt uns denn dazu, von uns selbst hinweg den Blick auf den Fremden hin zu öffnen? Was sind das für Gründe?

Nochmals Nietzsche: „Du möchtest schenken, wegschenken deinen Ãœberfluss, aber du selber bist der Ãœberflüssigste! Sei klug, du Reicher! Verschenke dich selber ( zu )erst…“

Integrales

Sonntag, 29. Oktober 2006, von Thomas Bebiolka

RoseUnsere selbstgestellte Aufgabe ist nicht, etwas zu sehen, was noch niemand gesehen hat, sondern etwas zu denken, was noch niemand so gedacht hat über das, was wir alle sehen.

(in dankbarer Anlehnung an Arthur Schopenhauer, Philosoph)

Alles klar?

Vorurteile? Ham wir nich.

Samstag, 28. Oktober 2006, von Thomas Bebiolka

46 Prozent der 12- bis 25-jährigen Jugendlichen in Deutschland haben keine Vorbehalte gegen den Einzug bestimmter Minderheiten in die Wohnung nebenan

30 Prozent der Jugendlichen haben Vorbehalte gegen den Einzug einer Aussiedlerfamilie aus Russland

10 Prozent der Jugendlichen haben Vorbehalte gegen den Einzug einer Familie aus Afrika

63 Prozent der ausländischen Jugendlichen fühlen sich im Alltag wegen ihrer Nationalität diskriminiert

5.615 Sprachen werden weltweit gesprochen

7.549 Tier- und Pflanzenarten sind weltweit vom Aussterben bedroht

878.000.000 Menschen weltweit sprechen als Muttersprache Hochchinesisch / Mandarin

200.000.000 Schüler in China lernen Englisch

24.000 Schüler in USA lernen Chinesisch

5.505 Studenten in den USA studierten 1998 Arabisch

10.584 Studenten in den USA studierten nach dem 11. September 2001 Arabisch

114.000.000 $ will die US-Regierung 2007 für eine nationale Sicherheitsinitiative ausgeben, die das Erlernen von Fremdsprachen fördern soll

3.963.200 $ will die Unesco im Jahre 2006/07 weltweit für das Programm „Dekade der Alphabetisierung“ bereitstellen

771.000.000 Analphabeten gibt es zur Zeit weltweit

( Quelle: Wirtschaftsmagazin brand eins, Heft 11, 2006 )

CSR. Ohne geht bald nix mehr.

Samstag, 28. Oktober 2006, von Thomas Bebiolka

Wie geht das: nachhaltige unternehmerische Verantwortung in einer globalisierten Welt?

CSR steht für Corporate Social Responsibility. Viele Unternehmen sind in mehreren Nationalstaaten gleichzeitig tätig. Der Wettbewerb ist daher nicht klar reguliert. Ein hohes Maß an Verantwortung in der Leitung muß für Ordnung sorgen. Wer zieht die Grenzen? Und nach welchen Kriterien? Wer hat noch den Blick aufs Ganze?

Die Weltgemeinschaft ist dicht vernetzt und wird dadurch kritischer. Informationen können in Sekunden die Erde umkreisen, es existieren unzählige Internetplattformen oder Blogs zur Bewertung von Produkten und Unternehmen.

Unternehmen haben in der Regel kein Interesse an einem schlechten Ruf. Schlecht fürs Geschäft.

Es daher eine Frage der zuküftigen Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen, für ein klares, transparentes CSR-Profil zu sorgen.

Ãœberrascht es Sie zu hören, dass Deutschland sich mit dieser Diskussion schwer tut – es geht langsam, aber einige Unternehmen sind auf gutem Weg und stellen sich dem Wettbewerb um die besten Lösungen zur Nachhaltigkeitsstrategie.

Was Nachhaltigkeit genau ist? Nachhaltige Entwicklung bedeutet, Umweltgesichtspunkte gleichberechtigt mit sozialen und wirtschaftlichen Gesichtspunkten zu berücksichtigen. Zukunftsfähiges wirtschaften heißt also: Wir sollten unseren Kindern ein intaktes ökologisches, soziales und ökonomisches Gefüge hinterlassen. Denn das eine ist ohne das andere nicht zu haben. ( www.nachhaltigkeitsrat.de )

Die ich bin GastfreunD-Initiative hat von Anfang an bei der Wahl der Hersteller, die für uns produzieren, darauf geachtet, dass nachhaltige Ökologie und Sozialstandards im Unternehmen existieren und eingehalten werden. Unsere Wahl fiel auf Hess Natur. Andere werden folgen.

Warum bin ich hier – und nicht woanders?

Freitag, 27. Oktober 2006, von Thomas Bebiolka

dscn0256.JPG  Haben sie sich mal gefragt, wo auf der Welt die Orte sind für das, was Sie am meisten interessiert? Wo die Fragen gestellt und diskutiert werden, die das Blut in Ihren Adern schneller zirkulieren läßt? Und auf einem Quadratmeter mehr interessante Menschen zusammen sitzen, als in ihrer Alltags-Umgebung zusammen?

Warum sind Sie nicht dort, sondern woanders? Bestimmt haben Sie viele Antworten parat.

Fakt ist: durch eine pragmatische Lebenssteuerung, die nicht zu diesen magischen Orten drängt, gehen viele Möglichkeiten verloren. Man begnügt sich mit dem, was man hat, verlangt zu viel vom Staat, von den anderen.

Aber so entsteht keine Excellenz. Auch die Diskussion um Elite-Universitäten in Deutschland – alle im Süden – wird so schnell nichts daran ändern. „Universität sollte ein Raum sein, in dem neue Dinge an die Oberfläche sprudeln“, sagt Otto Scharmer, ein Visionär am MIT in Cambridge, der über die Universität im 21Jahrhundert forscht. Na wenn dem in Deutschland mal so wäre. Viele Menschen, alte wie junge, sind mit Wissen so angefüllt, dass sie es gerade noch zu Günther Jauch schaffen. Aber was ist wesentlich, was ist wirkliche Bildung, die zur Spitzenforschung und Weisheit führt? Die hilft, die Probleme der Welt zu lösen, ohne nur die Interessen der Mächtigen zu bedienen.

Die Methode der Aktionsforschung – Action Learning – ist ein Fachgebiet, das in diesen Fragen viel Aufschluss bieten kann. Es braucht als Grundlage Offenheit, sich inspirieren zu lassen und – Fragen zu stellen, die richtigen Anfängergeist zeigen. Das ist nämlich oft das Schwerste – zuzugeben, dass man nix weiß – aber wissen will. Und dafür brauchen wir wirklich gute, durchgearbeitete Lehrer, mit einer kräftigen Portion Weisheit und Liebe zum Menschen, die Potentiale erkennen und fördern können, Wege aufzeigen – und an denen man sich ordentlich reiben kann. Denn meine Erfahrung zeigt: ohne kritisches, zweifelndes, ringendes Hinterfragen, ohne Try and Error, ohne Leidenschaft und Führung, gibt es keine Evolution, dh keine besseren Lösungen.

So sieht eine der Kernkompetenzen der Zukunft aus. Keine Klugscheißerei mehr. Zurück zu den Wurzeln und lernen, die richtigen und wichtigen Fragen zu stellen, die nicht sofort beantwortet werden können. Und das können Sie an dem Ort tun, an dem Sie gerade sind.

Nachdenken braucht eben Zeit.

Als Gast in fremden Kulturen lernt man ja sowieso viel durch beobachten und durch fragen.

Was nützt einem Gesundheit, wenn man sonst ein Idiot ist?

Freitag, 27. Oktober 2006, von Thomas Bebiolka

dscn1496.JPG   „Was nützt einem Gesundheit, wenn man sonst ein Idiot ist?“ – so titelte das Wirtschaftsmagazin brand eins im Juni diese Jahres ihren Schwerpunkt und zitierte damit den Philosophen Theodor W. Adorno.

Die Medizin hat herausgefunden – einige Philosophen wissen das schon länger – das mangelnde Weisheit krank machen kann. Es geht dabei um eine selbstzerstörerische Melange aus Verletztheit, Hilflosigkeit, Groll und Aggression. Die Bezeichnung dafür ist „posttraumatische Verbitterungsstörung“.

Die Aggressionen richten die Betroffenen auch gegen sich selbst. Erinnerungsorte werden vermieden und sie ziehen sich zurück.

Aber diese Krankheit ist eigentlich uralt. Bereits Aristoteles berichtete über solche Symptome. In Zeiten von Massenarbeitslosigkeit, Hartz IV, Ausgrenzungen aller Art, Perspektiven- und Chancenlosigkeit für Jugendliche, 76 Fernsehprogrammen und durchschnittlichen Verweildauern vor Computern, die einen Arbeitstag übersteigen, nimmt die Zahl der Entäuschten und Gekränkten, die an der Ungerechtigkeit der Welt leiden zu – und deshalb wird das Phänomen nochmals richtig wissenschaftlich erforscht.

Aber es gibt Hoffnung: Die „neue“ und natürlich uralte Berufsgruppe der praktischen Philosophen – das sind Leute, die aus dem Elfenbeinturm Universität rausgerannt sind, aus Verzweiflung oder mit guten Gründen, und nun auf eigenes Risiko und je nach zusätzlicher Qualifikation, Weisheitstherapie anbieten.

Philosophen bekommen in der Regel für Existenzgründung dieser Art keine Kredite, da eine Rendite direkt nicht in Sicht ist. Glauben die Entscheider in diesen Fragen jedenfalls. Weisheit braucht an dieser Stelle bereits Phantasie. Da zeigt sich, ob die erworbene Bildung in der Praxis was taugt, und was man noch alles dazu lernen muß. An dieser Stelle macht lebenslanges Lernen Sinn.

In philosophischen Praxen, in seltenen Experimentierräumen dieser Art, kann man vieles lernen oder erfahren: zB das es besser ist, gesund zu sein als normal oder angepaßt, wie man die Perspektive auf das eigene Leben wechselt, welche Werte Ihr Leben bestimmen und warum wir eigentlich auf der Welt sind…uvm

In Amerika heißt diese Bewegung: Platon statt Prozak. Prozak ist die Happypille und wird dort tonnenweise von den Ärzten verschrieben.

Verzweifeln Sie nicht an der Welt. Lesen Sie doch mal ein Buch oder keins, führen Sie mal ein wirklich gutes Gespräch oder gehen Sie in die Stille.

Wie die Regeln der Gastfreundschaft sagen: Höre zu und sprich von Herzen, schenke Zeit. So erfahren Sie Herzens-Bildung. Die tut uns allen gut.

Wo kommen die Werte her?

Freitag, 27. Oktober 2006, von Thomas Bebiolka

dscn0306.JPG   Nein, ich arbeite nicht bei einer Bank und es geht ausnahmsweise mal nicht um Geld.

Ich weiß nicht, ob Sie das bereits wissen: Läsionen im präfrontalen Cortex, d.h. eine Verletzung im vorderen Stirnhirn, macht moralisches Empfinden und das Begreifen sozialer Regeln unmöglich. Da sitzt, dank neurowissenschaftlicher Forschung, bei uns Menschen die Steuerungszentrale.

Angesicht des moralischen Zustands unserer Gesellschaft, rufe ich Sie dazu auf, – und denken Sie dabei an die Kinder – tun Sie alles, was Sie tun müssen ab sofort mit einem schützenden Helm!

Vermeiden Sie Schläge zum Kopf.

„Handle so, dass die Wirkungen deiner Handlungen verträglich sind mit der Permanenz echten menschlichen Lebens auf Erden.“ So Hans Jonas, Philosoph. Der ein oder die andere unter den eingeweiht Wissenden denkt dabei an den verblichenen Immanuel Kant und seinen „Kategorischen Imperativ“, den viele an der Schule bereits nicht verstanden haben.

Das kann an der damals üblichen Lehrer-Pädagogik gelegen haben, bei nicht gemachten Hausaufgaben Schläge zum Kopf auszuführen. Vielleicht lang es aber auch an der Langeweile, so dass der schwere Kopf durch aufsteigende Müdigkeit ungebremst vornüber auf die Tischplatte gezwungen wurde. Die Langzeitwirkungen werden gerade erst erforscht. Die Erkenntnisse kommen auch für viele Zeitgenossen in Führungspositionen leider zu spät. Auch nachträgliches Interesse und Kurse in emotionaler Intelligenz werden da nicht viel ausrichten können.

Ob bei dem neu aufgerollten Mannesmann-Prozeß vor dem Landgericht in Düsseldorf ein Gutachten – bei Herrn Esser oder Herrn Ackermann – in dieser Frage weiterhilft?

Hoffnung ist gut und die stirbt bekanntlich zuletzt. Aber nicht zu hoffen ist Verstand. Und den sollten wir alle gebrauchen. Vielleicht finden wir gemeinsam neue Wege in der Frage: Wo kommen die Werte her?

Das Gebot der Gastfreundschaft: Nähere dich dem Fremden mit respektvoller Neugier, hilft in dieser Frage auch weiter.

Die Lebensgrundlage für den Kapitalismus: gemeinsame Werte

Freitag, 27. Oktober 2006, von Thomas Bebiolka

Bildung und Gesundheit braucht die Welt. Vor diesem erklärten Ziel ließen sich sehr viele Probleme lösen.

Bei Amartya Sen, Nobelpreisträger für Wirtschaft 1998, klingt das so: „Entwicklung besteht darin, die Wahlmöglichkeiten der Menschen auszuweiten. Die wichtigsten sind: ein langes, gesundes Leben zu führen, sich bilden zu können und einen angemessenen Lebensstandard zu haben.“ Den Nobelpreis hat er übrigens für die Einführung oder Rückführung der „ethischen Dimension“ in die Wirtschaftswissenschaften bekommen. Den ein oder anderen BWLer könnte das erstaunen.

Viele Menschen auf diesem Planeten leben aber so, dass sie sich solch ein Lebensziel gar nicht vorstellen können. Persönliche Entwicklung bedeutet, Lebenschancen zu nutzen, Ressourcen und Potentiale umzuwandeln in Freiheiten, in denen Menschen ihre Vorstellungen von einem erfüllten und glücklichen Leben verwirklichen können.

In Deutschland führen wir dazu grade die Diskussion über ein bedingungsloses Grundeinkommen für jedermann.

Kindersterblichkeit in Entwicklungsländern wird nicht mit Wachstum der Volkswirtschaft bekämpft, sondern durch Schulbildung für Frauen. Und – bitte – jetzt keine Diskussionen darüber, wer die denn bezahlen soll. So schlecht geht es uns noch nicht.

Es gilt als erwiesen, dass Hungersnöte, Verfolgung, Kriege und viele andere Arten des Elends die Folgen einer schrecklichen Ignoranz der politischen Führung und Eliten sind. Hat es in einem demokratischen Staat jemals eine Hungersnot gegeben?

Undogmatische Schärfe des Verstandes, die Energie unserer Willenskraft, vereint mit powervollen Strukturen durch die Vernetzung der Welt, auf der Basis gemeinsamer Werte und der Kraft freier Märkte zeigt ganz klar: Verantwortung braucht Freiheit – und kann dann viel bewegen.

Die Gebote der Gastfreundschaft im Herzen zu bewegen, baut mit Sicherheit einige hinderliche „Hirnschranken“ ab.

Atmende Grenzen: Ein hilfreiches Modell für Gastfreundschaft in Balance?

Mittwoch, 25. Oktober 2006, von Kathleen Battke

postkarte_300.jpg   Ende September schickten wir von der Jahrestagung der Regionalgeldbewegung in Weimar einen Textbeitrag, und er drehte sich um die Frage, ob die Tendenz zur Regionalisierung der Idee der Gastfreundschaft nicht entgegen läuft. Noch auf der Tagung selbst hat Herr Stransfeld, in seinem Vortrag ein spannendes Bild spendiert, mit dem wir beide Ideen gewinnbringend verknüpfen: Das Bild der halbdurchlässigen Membran, der atmenden Grenze.

Dr. Reinhard Stransfeld, Allround-Experte zwischen Ökonomie, Pädagogik und Ingenieurswelt, berief sich dabei auf den Biologen Dieter Oesterhelt, der am Max-Planck-Institut Membranen in der Natur als Ãœberleben sichernde Barrieren erforscht. Mit dem anschaulichen Vergleich „Wenn wir notwendige Grenzen ignorieren, können wir uns auch gleich die Pulsadern aufschneiden“, vermittelte Stransfeld eindringlich die Naivität grenzenloser Offenheit und unterstützte damit die Orientierung der Komplementärwährungsbewegung auf die Region.

Wie dicht, wie weitmaschig muss die lebensnotwendige Membran eines sozialen Organismus sein? Wann ist Öffnung, wann Geschlossenheit förderlich? Und: Wer entscheidet darüber? Was oder wer ist das Immunsystem unserer Gesellschaft?