Sonntag, 08. Oktober 2006, von Thomas Bebiolka
 Heute Morgen war ich auf der Website der Frankfurter Buchmesse um zu recherchieren. Selbstverständlich gab ich den Suchbegriff „Gastfreund“ ein – schließlich ist das riesige Land Indien zu Gast auf der Buchmesse – und damit auch zu Gast in Deutschland.
Ich bekam nur ein nennenswertes Ergebnis: Eucharistische Gastfreundschaft. Eine Podiumsdiskussion, organisiert vom Kreuz Verlag, mit Prof. DDr. Gotthold Hasenhüttl. Sein neustes Buch heißt “Ökumenische Gastfreundschaft – Ein Tabu wird gebrochen†und ist wohl aus aktuellem Anlass geschrieben. Und da fiel es mir wieder ein.
Hier kurz die Fakten: 29. Mai 2003. 1. Ökumenischer KirchenTag in der Gethsemane-Kirche in Berlin, ökumenischer Gottesdienst mit Eucharistiefeier nach katholischem Ritus und mit offener Kommunion für Katholiken und Protestanten. Aufgrund dieser Aktion wurde Prof. Hasenhüttl am 17. Juli 2003 seines Priesteramtes enthoben, das er 44 Jahre ausübte. Dazu gab es eine lange komplizierte Disputation – es handelt sich nach katholischem Recht um eine Straftat – aber jede eingelegte Beschwerde verlief immer zum Nachteil von Herr Hasenhüttl, auch die beim neuen Papst Benedikt XVI.. Das bedeutete den endgültigen Entzug der kirchlichen Lehrerlaubnis durch die Glaubenskongregation.
Der Staat im Staate ( Kirche ) hat also entschieden. Diese Form der Gastfreundschaft ist so direkt nicht gewünscht. Und ich bin sicher: die meisten Menschen in unserem Land haben keine Ahnung warum.
Wie will eine demokratische Werte-Gemeinschaft den Dialog mit den Muslimen in unserem Land gestalten, wenn die Diskussionen in der eigenen Kirche, der eigenen Religion, den eigenen europäischen Wurzeln der Aufklärung so die Flügel stutzt, dass sich der freie Geist der Offenheit und Weite in Herz und Verstand lieber in den sicheren Nischen dieser Republik ( wo immer die auch sind ) aufhält, als auf das Podium der kritischen Debatten zu steigen und das Recht der Mensch-Werdung durch streitbaren Dialog zu vertreten?
Wir haben doch schon genug Probleme in unserem Land Vorbilder zu finden. Wenn das so weitergeht, fällt mir selbst bald keins mehr ein.
Ich verstehe unter Gastfreundschaft etwas anderes. Auf jedenfall wißt ihr jetzt, was eucharistische Gastfreundschaft in unserem Lande ist und was großzügige Einladungen für Konsequenzen haben können.
Nur Mut. Ich habe an heiligen Handlungen in allen Weltreligionen teilgenommen. Mehr als einmal. Ich suche eher die geteilte Spiritualität, den Respekt vor dem Wunder der Vielfalt und Andersartigkeit, die spürbare Gemeinschaft, den Bruch der Regeln, wenn es einem höheren Ziel dient als das angepaßte Ordnungsdenken blutleerer Rituale.
Ich weiß, dass hitzige Debatten zu diesen Fragen in allen Teilen der Welt geführt werden. Leider wird nur viel zu selten darüber berichtet.