Gib mehr als du bekommst
Donnerstag, 11. Oktober 2007, von Thomas Bebiolka
Holla…Unser sechstes Gebot zur Gastfreundschaft. In erster Linie ist das nicht materialistisch zu verstehen. Es ist eher eine Frage der Phantasie und Kreativität, der Schöpfungskraft und Freude…und vor allem der Liebe zum anderen, der den Sinn ausrichtet. Schönheit, Geschmack, eine wirkliche Atmosphäre der Gastlichkeit, die von Herzen kommt…ist es das nicht, wonach sich alle Menschen sehnen – auch wenn viele das längst vergessen haben, weil nichts in ihrem Alltag oder in ihrem Umfeld sie daran erinnert…
Die Hässlichkeit und der Lärm der Städte, das aggressive Vorbei-Rauschen von Menschen, kaum Orte für Muße und Kontemplation ohne dass jemand kommt, um zu kassieren. Der Verwertungsblick, die Durchdringung des Marktes zum einseitigen Vorteil…das sind konkrete Ängste. Immer mehr fallen raus aus dem System, weil sie nicht mehr können. Körperlich, psychisch, physisch und finanziell erschöpft, sinken Menschen auf Strassen oder in U-Bahn-Schächten zusammen und schauen hilf- und orientierungslos den treibenden Kräften zu, die sie aussortiert haben.
Da kann das Fremde schnell bedrohlich werden, denn es gehört nicht zur vertrauten Welt. Und wenn die es dann auch noch besser haben als ich…da kann einem schon mal der Kragen platzen.
Gib mehr als du bekommst, damit dein Herz nicht an Enge und Druck zerbricht. Ein Gebot, das viel Ãœbung braucht.