Hierarchie der Gastfreundschaft – oder: Wen lasse ich in mein Schlafzimmer?
Im Streit um die Entscheidung, das Weltfestival religiöser Musik aus Bayerns christlichen Kirchen auszuschließen, sagte ein Kirchenmann letztlich sinngemäß: „Es gibt da eine Hierarchie in der Gastfreundschaft. Gäste empfange ich normalerweise im Wohnzimmer; ich lasse doch nicht jeden in mein Schlafzimmer!“ – womit er den Altarraum seiner Kirche meinte (pikanter Vergleich…).
Wir haben gerade Besuch aus Schottland gehabt, mit dem wir sechs Tage lang unser Wohn- und Schlafzimmer teilten (weil wir zur Zeit in nur einem Raum wohnen). Auch wir wissen, dass das nicht mit jedem geht. Uns machte das ein grundlegendes Vertrauen möglich, und die bewusste, aktive Ausgestaltung der GastfreunD-Regeln „Schenke Zeit“, „Höre zu und sprich von Herzen“ sowie „Suche die Balance zwischen Gemeinsamkeit und Freiraum“. Ein gutes Erlebnis, das Spannungen und deren kreative Bewältigung einschließt.
Achtsamkeit und Sensibilität für den Grad der Intimität einer Gast-Beziehung ist also auch aus meiner Sicht durchaus wünschenswert. Aber im Grundsatz gilt: Keine Hierarchie in der Gastfreundschaft.